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Notizbücher - Eine Hommage

Ein Rechteck, außen ein festerer Einband, innen weiße bis gelbliche, leere Seiten. Blank, liniert, kariert. Manchmal abgerundete Ecken. Die Seiten dick und grob zurecht geschnitten oder jede Seite maschinengenau gleich groß und eher dünn. Ein Faden als Lesezeichen. Ein elastisches Band außen zum Zusammenhalten, als würden die festgehaltenen Gedanken wieder ausbrechen wollen. Manche so klein und platzsparend, dass sie in jede Tasche passen, andere von einem Format, dass sie fast schon eine eigene Tasche benötigen. Notizbücher. So unterschiedlich, wie das, was die Leute in ihnen festhalten und doch in ihrer Simplizität sehr ähnlich.

Im Prinzip bin ich ein ziemlich digitaler Mensch, was sich nicht zuletzt dadurch ausdrückt, dass ich von Beruf Web-Entwickler bin. Aber so ein paar Dinge schätze ich nach wie vor analog. Fotografie, Bücher und Musik führen bei mir eine Koexistenz – ich fotografiere viel digital, aber liebe und benutze meine analoge Kamera mit Film. Mein Regal ist voll mit Büchern und es kommen immer noch welche dazu, aber mein Kindle verstaubt auch nicht in der Ecke. Seit vielen Jahren habe ich ein Abo für digitale Musik, aber dennoch wächst meine kleine Schallplattensammlung weiter. Notizbücher hingegen funktionieren für mich digital nicht gut.

Digital eher so mau

Auch hier könnte man jetzt einwenden, dass ich seit vielen Jahren einen Evernote-Account habe und ihn nutze, auf meinem Smartphone in der Notizen-App ein paar Aufzeichnungen stehen und ich auch bei Besprechungen schon mit dem Apple Pencil Notizen auf dem iPad gemacht habe. Aber das hat alles nicht im Ansatz den Charme eines analogen Notizbuches für mich und erfüllt auch nicht den selben Zweck. Digital notiere ich Dinge entweder temporär (z.B. Besprechungsnotizen, die später in ein Protokoll münden) oder Dinge, die ich nur irgendwo notiert haben will um später eventuell irgendwann einmal wieder darauf zurück zu greifen. Oder halt auch nie.

Analog FTW

Physische Notizbücher hingegen nehme ich immer mal wieder in die Hand, blättere darin und lese auch viele Jahre alte Aufzeichnungen. Vor allem nutze ich sie für Reiseberichte, aber ich habe auch ein „klassisches Notizbuch“ für spontane Eingebungen und ein Büchlein in dem ich beim analogen Fotografieren Datum, Blende, Belichtungszeit und eine kleine Motiv-Beschreibung erfasse. Die Reiseberichte machen jedoch das Gros meiner Aufzeichnungen aus.

Historie

Angefangen hat alles 2006 mit einem Moleskine-Notizbuch – das war sogar noch eines der letzten von der kleinen italienischen Firma Modo&Modo, die damals noch hinter den charakteristischen Büchlein mit dunklem Einband und Gummiband stand, bevor sie aufgekauft und umgemodelt wurde zu einem expansionsorientierten Aktienunternehmen. Dieses Notizbuch gab es jedenfalls als Werbezugabe für ein Probeabo bei dem Verlag, wo ich gerade meine Ausbildung machte. Ein lieber Kollege, den ich zu dem Zeitpunkt kaum kannte und der später ein sehr guter Freund werden sollte (Hallo Olli!), arbeitete in der Werbeabteilung und verschaffte mir ein solches Notizbuch. Fortan hatte ich es häufig bei mir, aber auch damals schon kam ich vor allem auf Reisen zu notierenswerten Gedanken. Mit den Jahren folgten weitere Moleskines in unterschiedlichen Größen und Farben. 2011 ging ich mit meinem Vetter auf Weltreise und nahm dafür ein frisches Moleskine mit, in dem ich täglich notierte, was wir erlebt hatten und später noch allerlei Zettel an den entsprechenden Seiten mit ablegte.

In den folgenden Jahren ging ich mehrfach Segeln, machte Urlaub in Irland, Spanien, Italien und Portugal, bereiste Kuba, besuchte nochmal Hong Kong, Vietnam und im letzten Jahr für mehrere Wochen dann auch nochmal Japan. Immer dabei war ein Notizbuch, um die Erlebnisse und Eindrücke zeitnah festzuhalten. Auch half das Notizbuch immer wieder für spätere Beiträge hier im Blog. Neben den Fotos sind diese Notizbücher mit die wertvollsten Gedächtnisstützen für die Erlebnisse. Ein Foto kann zwar visuell gut festhalten, wie eine Situation war oder wie ein Ort ausgesehen hat, aber der persönliche Eindruck, die eigenen Gefühle, wie es ist mit einem kleinen Segelboot in ein Unwetter mit mehreren Meter hohen Wellen zu geraten, auf Kuba zu sein und eines Morgens zu erfahren, dass Fidel Castro gestorben ist oder gerade in Tokyo zu sein, wenn einer der größten Taifune der Geschichte über die Stadt fegt – nein, das konserviert man besser geschrieben, als mit einem Foto.

Digital würden diese Notizen vermutlich genauso im Nirvana verschwinden, wie es seit der Digitalfotografie bei vielen Leuten die Urlaubsfotos tun. Das Notizbuch ist natürlich viel Anfälliger für Verlust als ein digitales Pendant, das einfach mehrfach gesichert werden kann. Aber das macht das Notizbuch auch gleich nochmal wertvoller. Es ist nicht beliebig, es ist ein Unikat – spätestens nachdem es beschrieben wurde. Auch wie es danach aussieht ist nochmal eine ganz eigene Ebene der Erlebniserzählung. Wie sieht die Handschrift aus? Wie das Papier? Und dann natürlich noch die vielen kleinen Zettel, die man später noch mit in die Seiten legt. Das ist einfach beim späteren Anschauen rein emotional schon etwas ganz anderes, als wenn man am Rechner eine Datei aufmacht, die sich nur inhaltlich von anderen Notizen unterscheidet. Schon öfter wollte ich in einem Notizbuch nur ein Detail nachschauen und bin dann in den gesammelten Erinnerungen hängen geblieben, habe seitenweise gelesen und die Zettel nochmal angeschaut. Was natürlich auch durch diesen Beitrag wieder passiert ist.

Über die Jahre haben sich bei mir nicht nur Moleskine-Notizbücher angesammelt. Ich glaube es war in Rom, als ich anfing von den Reisen selbst auch neue Notizbücher mitzubringen. Nicht verwunderlich ist vermutlich, dass es mir mittlerweile passiert, dass ich von einer Reise auch mit mehr als einem Notizbuch wiederkomme – aus Japan im letzten Jahr bin ich mit dreien im Gepäck wieder angekommen. Es sind also noch viele leere Seiten da für weitere Reisen, Abenteuer, Gedanken, Ideen, Zeichnungen und Erlebnisse!

Notizbücher

  1. Moleskine von Modo&Modo
  2. Ein Traveler-Notebook
  3. Kleines Notizbuch aus Vietnam
  4. Notizbuch aus Japan dann ausgepackt
  5. Notizbuch aus Italien
  6. Notizbuch aus Japan noch eingepackt