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Irland: Pubs, Grün und schäbig-schön

Auslandssemester bieten für Studenten ja eine gute Möglichkeit neue Erfahrungen zu sammeln. Aber es birgt auch eine Gelegenheit für Freunde eine tolle Reise mit einem Besuch zu verbinden. So kam es im Frühjahr 2012 dann auch, dass wir uns mit einer sechsköpfigen Gruppe aus Hannover auf den Weg nach Cork im Süden Irlands machten um unsere gemeinsame Freundin Jule dort für etwa eine Woche zu besuchen.

In Hamburg kam unsere Gruppe zusammen und wir stiegen gemeinsam in den Flieger gen Irland. Gelandet in Dublin fuhren wir mit dem Bus einmal quer durch die Stadt zum Bahnhof Heuston, wobei wir schon mal einen ersten Blick auf die Samuel Beckett Bridge werfen konnten. Am Bahnhof war nun Warten angesagt, denn wir hatten den Zug fest buchen müssen im Vorhinein und hatten daher lieber etwas Puffer gelassen. Zeit sich mal mit den ländlichen Gepflogenheiten auseinander zu setzen. Im Bahnhof sitzend und mit Fastfood (wirklich leckeres Essen gab’s nicht…) versorgt beobachteten wir das Treiben und die Leute. So richtig Stilsicher bei der Klamottenwahl wirkte irgendwie niemand.
Nundenn, unser Zug kam und trotz dass wir ja reserviert hatten mussten wir unsere Plätze 20 Minuten vor Abfahrt einnehmen. An den digitalen Anzeigen der Plätze stand nicht „reserved“ oder sowas, nein, sondern unser Name. Da denkt der Deutsche gleich „Datenschutz galore, jetzt weiß jeder wie ich heiße hier im Zug“. Wir waren schlechte Deutsche und haben darüber nur ein paar Witze gemacht.

Die Fahrt in den Süden des Landes gab uns bereits einen ersten Blick auf die schöne Natur, die uns erwarten sollte. Da der Zug nie so richtig schnell fuhr (wir sind da wohl ICE-geschwindigkeitsverwöhnt in Deutschland) kamen wir dann nach diversen Stunden Zugfahrt in Cork an. Vom Bahnhof zu unserem Hotel „Isaacs Cork“ war es nicht weit zu Fuß und da wartete auch schon Jule auf uns und wir begrüßten uns alle erstmal freudig. Nach Check-In im Hotel ging’s erstmal in die Stadt um was zu essen und wir landeten im Restaurant „14A“, wo wir alle wahnsinnig leckeres (allerdings nicht-irisches) essen bekamen. Der erste Abend in Irland darf natürlich nicht ohne Pub-Besuch enden, also gingen wir anschließend noch in mehrere Pubs, wo wir unter anderem auch mal den irischen Whisky „Jameson“ probierten.

Der nächste Morgen startete typisch irisch: im Pub. Aber die Iren sind da flexibel, morgens kann man im Pub nämlich frühstücken und so nahmen wir im „Larry Tompkins“ unser erstes „Full Irish Breakfast“ (Rührei, Spiegelei, Bohnen und Rösti) ein. Jule hatte uns schon von der eher geringen Essenskultur berichtet – hier erlebten wir sie dann live. Das Essen war eher lauwarm und auch nicht frisch. Bei späteren Essen beobachteten wir dann auch das Phänomen, dass das Essen in der Mikrowelle heiß gemacht wurde (reden wir nicht davon…) und dann auf einem Teller zum Abkühlen stehen gelassen wurde um dann lauwarm serviert zu werden. Schon komisch manchmal, die Iren.Nach dem Frühstück gab’s etwas Sightseeing durch Cork. Unter Anderem sahen wir uns die Uni an und anschließend ging es zum „Cork City Gaol“ – ein früheres Gefängnis. Das alte Gemäuer wird einem schön präsentiert mit Info-Material in diversen Sprachen – man ist doch froh, dass man einerseits nicht selbst ins Gefängnis muss und andererseits die Gefängnisse heute humaner sind. Durch den Knast wurde man anhand einer kleinen Geschichte geführt, die einen von Raum zu Raum brachte und dessen Hintergrund beleuchtete. Zurück in der Innenstadt grasten wir nur noch ein paar Läden ab und gingen später Essen – wieder nicht-irisch, die Frühstücks-Erfahrung saß noch tief, entschieden wir uns für das indische Restaurant „Bombay Palace“. Abends ging’s in Jules Stadtteil ins Pub „The South County“. Standesgemäß tranken wir hier ein paar Bier, aber wir wurden auch Zeuge der Pub-Live-Musik-Kultur. Musiker kommen unangekündigt ins Pub, spielen ein paar Lieder und ziehen dann weiter ins nächste Pub. Tolle Kneipen-Kultur, finde ich.

Ab dem nächsten Morgen sollte unsere Reise mit dem Auto fortgesetzt werden, das wir vorher am Flughafen gemietet hatten. Unser erstes Ziel war das Städtchen Cobh – es erlangte gewisse Berühmtheit nach dem Sinken der Titanic, denn Cobh war der letzte Hafen, der angefahren wurde, bevor das Schiff sank. Dementsprechend findet man auch heute noch das Gebäude der White Star Line am Hafen und ebenso den historischen Steg, an dem die Titanic damals anlegte (inzwischen allerdings recht heruntergekommen). Cobh ist aber auch sonst schön anzusehen, von überall aus sieht man die auf dem höchsten Punkt errichte Kirche in der Stadt, die kleinen Gebäude haben die für Irland typischen schönen Türen und ebenso hübsche Ladenschilder. Nach Cobh ging es weiter nach Kinsale, ein weiterer typisch irischer Ort mit bunten Häusern verzierten Ladenbeschriftungen. Zu Fuß machten wir uns dann am Spätnachmittag noch auf zu einer Burg, aber wir kamen zu spät, sie hatte schon geschlossen. Dennoch bot sich uns eine schöne Natur an der Küste und mit den Fußwegen. Dann trafen wir noch auf einen vermeintlich alten Friedhof, die Grabsteine war von der Natur angegriffen und standen schief in der Erde, das Gras wuchs hoch und einzelne Gräber waren nicht auszumachen – doch dann: die letzte Beerdigung lag keine 10 jahre zurück. Zurück im Ort nahmen wir ein üppiges Abendessen im „Dinos“ ein und fuhren anschließend zurück. Einige von uns ließen den Abend dann noch in der Shelbourne Bar gegenüber unseres Hotels ausklingen.

Irland

Nachdem das Gepäck erstmal geregelt war ging es in der „Cappucino Bar“ im Temple Bar-Viertel erstmal frühstücken. Aufgrund des frühen Aufbruchs in Cork mussten wir das nämlich im Hotel ausfallen lassen.Erneut ging es früh aus den Federn, denn wir nahmen den Zug um 6:50h Richtung Dublin. In der Hauptstadt angekommen wurden wir dann damit konfrontiert, dass es aufgrund der IRA-Erfahrungen Irlands nahezu keine öffentlichen Schließfächer gibt. Glücklicherweise konnten wir für 3,- Euro pro Gepäckstück unsere Rucksäcke den Tag über in der Touristen-Information einlagern.Früh ging es los, 8:30h war Abfahrt, denn wir wollten heute den „Ring of Kerry“ befahren – laut den Iren ist das die „schönste Straße der Welt“ (in meiner Welt muss die allerdings erstmal gegen den Chapman’s Peak Drive in Capetown anstinken). Der „Ring of Kerry“, das steht gar nicht zur Debatte, ist allerdings wirklich eine sehr schöne Strecke. Man hat Wasser, Felsen, kleine Dörfer, Seen, Bäche – von allem etwas dabei und immer gibt es mal Möglichkeiten zum Anhalten, die wir auch rege genutzt haben für Fotos oder um einfach den Moment zu genießen. Der Straßenverkehr ist allerdings gar nicht so einfach, selbst wenn man mit Linksverkehr gut klar kommt, die Straßen sind recht eng und dennoch liegt das Tempolimit bei 80 oder 100 km/h, was auch selbst von Reisebussen voll ausgenutzt wird. Abends um 19h gaben wir das Auto dann wieder pünktlich bei Budget am Flughafen ab. Das Restaurant „Zansibaar“ sollte uns leckeres Abendessen bescheren, was es auch tat. Wie jeden Abend ging es anschließend natürlich noch ins Pub – „The Corner House“ war das Ziel, eine sympatische, rustikale Kneipe in der es später noch Live-Musik gab.

Im „South Market“ machten wir einen Abstecher zum Frozen Yoghurt-Laden „Yogism“. Man stellt sich seinen Becher selbst aus Joghurt und Toppings zusammen und schätzt am Ende dessen Gewicht – liegt man richtig muss man nicht bezahlen. Ich hab noch nie so knapp daneben geschätzt. Mein Tipp: 181g. Die Waage zeigte: 180g. Mit einem Lachen nahm ich diese knappe Niederlage hin, denn wie wir Ostfriesen sagen: Kunst nix an’t moaken, schkietst in’t Bett schkietst ook in’t Laaken.

Im weiteren Verlauf des Tages besuchten wir noch das Naturkundemuseum (eigentlich mussten nur mehrere von uns mal zur Toilette und Museen haben ja meist öffentlich zugängliche Örtlichkeiten), nahmen Kaffee und Kuchen im „Bia Café and Bistro“ ein, holten unsere Taschen wieder ab und stellten sie für den Rest des Abends bei einem Hostel im Temple Bar Viertel unter. In einem Shirt-Shop bekamen wir noch von einem zum Plaudern aufgelegten Iren Pins zum Anstecken geschenkt und ein paar Pub-Tipps für den Abend.Nach ein paar Bieren im „The Auld Dublin“ gab es zum Abendessen die besten Burger, die ich bisher verzehren durfte (ja auch richtig gute vegetarische Burger gab es dort), bei „Gourmet Kitchen Burger“. Dazu Pommes und ’n leckeres Bier aus Neuseeland.

Nach dem Essen stand natürlich wieder Pub-Zeit an. Von der Bar des Arlington Hotels namens „Knightsbridge Bar“ wechselten wir in die schön-ranzige Rock-Kneipe „The Gipsy Rose“. Als dort geschlossen wurde suchten wir noch die Temple Bar im Temple Bar Viertel auf, denn die darf etwas länger geöffnet haben als die anderen (oder macht es einfach, keine Ahnung). Doch um 2:30h war dann auch dort Schluss. Wir holten unsere Rucksäcke vom Hostel ab, nahmen uns ein Taxi zum Flughafen, gaben schonmal das Gepäck auf sobald möglich und brachten dann erstmal Zeit rum, bis morgens gegen 6 Uhr dann unser Flieger zurück nach Hamburg ging und somit unser einwöchiger Ausflug nach Irland wieder endete.