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Hallo. Ich bin Hilko. 23 Jahre alt. Musiksüchtig.

So oder so ähnlich würde wohl meine Vorstellung in einer Selbsthilfegruppe für Musiksüchtige lauten. Mal so zur Einleitung, wie mein normaler Tagesablauf hinsichtlich Musik ist. Meine Stereo-Anlage startet irgendwann morgens mit Radio oder einer CD, effektiv geweckt werde ich von meinem Smartphone, welches ein von mir ausgesuchtes Lied abspielt oder schrill nervt. Wenn ich dann auf den Beinen bin und soweit fertig die Wohnung Richtung Büro oder Fitness Studio zu verlassen, schalte ich die Stereo-Anlage aus, stecke die InEar-Kopfhörer in meine Ohren und drücke die Play-Taste. Nach den 5-10 Minuten auf dem Weg zur Arbeit starte ich im Büro meinen Rechner. Hat noch niemand anderes Musik angemacht lasse ich iTunes, Last FM o.Ä. arbeiten. Nach Feierabend gehe ich wieder mit meinen InEars nach Hause. Fahre ich noch einkaufen ist das Auto-Radio eingeschaltet. In meiner Wohnung angekommen starte ich den PC, WinAmp wird geöffnet: Musik läuft. Gehe ich morgens vorm Büro noch zum Sport kommen auf dem Hin- und Rückweg die InEars zum Einsatz, sowie beim Joggen. Abends stelle ich die Stereo-Anlage zum Einschlafen wieder ein mit Sleep-Timer oder hab eine Playlist über das Smartphone laufen (natürlich an der Stereoanlage angeschlossen).

Sogar wenn ich fotografieren gehe suche ich mir vorher Musik zusammen, die ich gerne hören möchte und schotte mich ab. Ja selbst als ich meine praktische IHK-Abschlussprüfung im Büro durchführte hab ich mir vorher eine Playlist zusammengestellt, mir meine großen Schalenkopfhörer mit zur Arbeit gebracht und die fünf Stunden auf ziemlich hoher Lautstärke Musik von System of a Down über Prodigy bis Metallica gehört. Mal abgesehen davon, dass ich die Musik mag, half sie mir auch ungemein bei der Konzentration.

Musik gehört für mich schon seit Ewigkeiten zum Leben dazu. Früher noch eher ziellos habe ich halt gehört was es in den Charts so gab, Popmusik eben ("Bravo Hits XY"). Mit 10 Jahren kaufte ich mein erstes Toten Hosen - Album, weitere sollten folgen. In den Jugendjahren verstärkte sich dann mein Interesse an Punk, es kam ein wenig Metal dazu, in den ich allerdings nie tief eingetaucht bin. Zu den Zeiten war ich noch recht eingeschränkt in meinem Musikgeschmack und intollerant gegenüber anderen Sachen. Die schöne Vielfalt der Musik entdeckte ich erst später, so ab 18 fing es an. Anfangs erweiterten sich die mir eh schon vertrauten Musik-Stile auf ähnliche Bereiche, ich hörte Hardcore/Crossover/Nu-Metal, dem ich teils bis heute sehr treu bin. Doch auch mein interesse an Blues, Jazz, Funk, Soul und R'n'B wurde geweckt. Ich kaufte CDs, lauschte in die alten Schallplatten meiner Eltern rein und wurde Freund von Künstlern wie Louis Armstrong, James Brown, den Beatles, Elvis, Chuck Berry, Booker T. & the MGs und vielen anderen Großen vergangener Tage.

Einmal dachte ich darüber nach was Musik für mich ist und wie wichtig sie mir ist. Ich kam zum Entschluss, dass sie eigentlich wie eine Droge ist. Ich möchte nicht ohne sie. Ich habe mit wenig Musik angefangen und möchte immer mehr von ihr. Sie kann meine Gefühle verstärken oder abschwächen. Sie schafft es mich in eine gewisse Gemütslage zu versetzen. Dazu kommt noch, dass ich mit vielen Songs oder manchmal sogar ganzen Bands Erinnerungen verbinde, Situationen, Lebensabschnitte.
Neulich Abends surfte ich durch die Amazon-Empfehlungen für mich und kaufte letztlich neun neue Alben. Bis auf zwei Künstler kannte ich die Macher der Musik vorher überhaupt nicht und habe bisher auch sonst niemanden getroffen, der diese Künstler kennt. Ich bin begeistert, was es alles für tolle Musik gibt, die man manchmal erst nach Jahren ihrer Existenz kennenlernt.

Es gibt diesen schönen Wunsch, dass das Leben doch Hintergrundmusik haben sollte. Vielleicht ist das auch unterbewusst insgeheim der wahre Grund, weshalb ich immer und überall Musik höre, wenn ich alleine unterwegs bin, um dem Lebens-Hintergrundmusik-Ideal etwas näher zu kommen. Aber wie toll wäre das? Wieviele Situationen würden durch genau das richtige Lied im Hintergrund noch 10x toller? Sehr viele, denke ich.

Selbstverständlich hat jeder Mensch andere Musikinteressen. Manche stehen halt auf Schlager, manche mögen nur Elektro-Sachen, Metal oder Rock-Musik, doch nahezu alle Menschen mögen irgendeine Art von Musik mehr als andere. Bisher habe ich nur einen Menschen getroffen, der von sich gesagt hat, dass ihm Musik vollkommen egal ist und er kein Interesse daran hat. Eine für mich schwer nachvollziehbare Einstellung, aber ich habs natürlich hingenommen.

An Musik begeistert mich, dass sie für jeden Menschen was anderes bedeutet, dass man auch nach Jahren immer wieder neue Elemente in einem eigentlich altbekannten Stück finden kann und dass sie gerne alte Erinnerungen weckt. Heute morgen kam mir mal wieder "Those were the Days" von Mary Hopkins unter, ein alter Klassiker, der mich aber unweigerlich sofort an meine Theaterspiel-Zeit erinnerte. Bin ich irgendwie leicht aufgewühlt oder aufgeregt hör' ich einfach Lied 4 von der Marley-Platte "Legend" und "Three Little Birds" bringt mir die gewohnte Gelassenheit. Für ein Lächeln sorgt jedesmal der "Junglebook Groove" ("Ich wär gern wie du") und jegliche schlechte Laune vergeht bei Panteón Rococós "La Carencia".

Ich könnte noch stundenlang so weiter machen, aber ich denke es ist angekommen, was ich meine. Neben diesem Beitrag verdeutlichen wohl meine "Musikhorizont erweitern" Blog-Aktionen von 2008 und 2009 meinen Hang zur Musik. Lesen hier eigentlich auch so Musik-Interessierte mit oder bin ich quasi allein auf weiter Flur?