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Bildungsreise

Am Wochenende bin ich mal wieder auf Reisen gewesen. Die Zugfahrt war wie immer recht lang, pro Strecke etwa 3 1/2 Stunden - die kann man doch nutzen. Schon länger bin ich ein Freund der TED Talks und glücklicherweise gibt es da auch Apps für's Smartphone und Tablet.

Was sind TED Talks?

Ich zitiere dazu mal kurz aus der Wikipedia:

TED (Abkürzung für Technology, Entertainment, Design) – ursprünglich eine alljährliche Konferenz in Monterey, Kalifornien – ist vor allem bekannt durch die TED-Talks-Website, auf der die besten Vorträge als Videos kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Das ganze läuft mit den Apps angenehmerweise so ab, dass man sich vorher gemütlich im WLAN die für einen interessanten Talks raussuchen kann, sie einfach in der App downloaded und dann später jederzeit ohne Internetverbindung die zuvor gespeicherten Talks anschauen (bzw. -hören, es gibt teils auch nur die Audio-Version als Option) kann.

Wie immer waren wieder einige sehr interessante Talks dabei und bei einigen habe ich mich verschätzt, dass es doch nicht so interessant für mich war, aber das macht ja nichts. Hier erstmal die Liste der Talks, die ich mir zu Gemüte geführt habe.

- Elon Musk: The mind behind Tesla, SpaceX, SolarCity
- Ellen Jorgensen: Biohacking -- you can do it, too
- Marcus Byrne: The dance of the dung beetle
- Ben Saunders: Why bother leaving the house?
- Robin Chase: Excuse me, may I rent your car?
- Molly Crockett: Beware neuro-bunk
- Cameron Russell: Looks aren't everything. Believe me, I'm a model.
- Janine di Giovanni: What I saw in the war
- Young-ha Kim: Be an artist, right now!
- Tyler DeWitt: Hey science teachers -- make it fun
- Mitch Resnick: Let's teach kids to code
- Erik Schlangen: A "self-healing" asphalt
- James B. Glattfelder: Who controls the world?
- Esther Perel: The secret to desire in a long-term relationship
- Michael Dickinson: How a fly flies
- Bruce Feiler: Agile programming -- for your family
- Amanda Palmer: The art of asking
- Edith Widder: How we found the giant squid
- Ron Finley: A guerilla gardener in South Central LA

Besonders spannend fand ich zum Beispiel Ron Finley, der erzählte wie er in seinem Stadtteil in LA öffentliche Grünstreifen, um die er sich als Anwohner kümmern muss, dazu nutzte um wieder selbst frisches Gemüse anzubauen - nicht aus Eigennutz, sondern weil ihm auffiel, dass sein Viertel von übergewichtigen Menschen bewohnt und zum Großteil von Fast-Food-Läden bebaut war. Dazu kam, dass die Nachbarschaft viel besser wurde. Die Kinder halfen mit sich um die Pflanzen zu kümmern und die Erwachsenen bepflanzen neue Grünstreifen.
Oder auch interessant war, wie sich Mistkäfer orientieren, bei Tag und bei Nacht. Oder wie Bruce Feiler Konzepte der agilen Programmierung auf sein Familienleben übertrug und somit zu einem besseren Familienklima beitrug und alles viel entspannter läuft mit den Kindern.

Genauso war faszinierend zu hören und zu sehen, wie Edith Widder berichtete, wie die Forschungsgruppe der sie angehörte den Riesenkalmar zum ersten Mal sah und vor eine Kamera bekam. Ein Tier von dem man bisher nichts gesehen hatte und das man eher zu Seemannsgeschichten zählen würde.

Young-ha Kim erzählte in seinem Vortrag "Be an artist, right now!" über die künstlerische Ader von Kindern, denen niemand sagt, dass sie keine Künstler sind und er berichtete von einer interessanten "Technik" selbst wieder kreativ Geschichten zu schreiben - ich werd's unbedingt selbst ausprobieren. Vor einigen Jahren hatte ich ja auch schonmal etwas zu kindlicher Phantasie geschrieben und finde das Thema sehr spannend, wenn man es schafft sich diese Sichtweise zu erhalten.

Jeder der in der Schule war (ich hoffe mal alle fühlen sich jetzt angesprochen) kennen das bestimmt: der Lehrer kann einen für den Stoff nicht begeistern. Und wieso? Weil versucht wird Kindern die Dinge so beizubringen, als würde man bereits mit Experten sprechen. Alles muss in Fachsprache formuliert sein und mit Fremdwörtern vollgeknüppelt, damit der Satz möglichst 100%ig akkurat, richtig, allgemeingültig und wissenschaftlich korrekt ist. Tyler DeWitt hat diese Erfahrung aus Lehrer-Sicht gemacht und zeigt in seinem Vortrag "Hey science teachers -- make it fun", dass es auch durchaus anders geht und vor allem was die "traditionelle Lernmethode" auch für Gefahren birgt.

Ich könnte hier jetzt noch weiter schreiben zu den anderen Talks, aber sehr sie euch besser selbst an. Das waren nun zugegebenermaßen verdammt viele Talks für zwei Zugfahrten an einem Wochenende, aber ich kann mir kaum vorstellen diese Zeit im Zug sinnvoller zu nutzen.