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Smartwatch: Nett aber unnötig - oder?

"Achja, Smartwatch - wieder so 'n Quatsch, den niemand braucht. Aber irgendwie werden ja doch viele davon umgesetzt." So war meine Einstellung dazu letzten Herbst und ich entschloss mich, dass ich mir nur eine fundierte Meinung dazu bilden könnte, wenn ich es selbst ausprobieren würde. Also legte ich mir eine Smartwatch zu.

Meine Wahl fiel auf die Sony Smartwatch 3. Dank Bluetooth, WLAN und GPS erschien sie mir halbwegs zukunftsfähig zu sein und mit etwa 150,- Euro gehörte sie nicht zu den teuersten Modellen. Mit der Akku-Leistung bin ich bis heute zufrieden, sie hält im Dauerbetrieb etwa zwei Tage.

Gewohnheiten

Uhren sind ja primär mal dafür da gewesen damit man auf ihnen die Uhrzeit ablesen konnte. Ich trage seit etwa 15 Jahren keine Armbanduhr mehr und wenn ich die Zeit wissen will schaue ich auf's Handy. Das ist ziemlich zur Gewohnheit geworden und da ich die Smartwatch weniger wegen der "watch" und eher wegen des "smart" angeschafft habe hole ich auch jetzt immer noch mal das Handy raus um nach der Uhrzeit zu schauen bis mir dann einfällt "Achjaaaa, du hast ja 'ne Uhr...". Naja, alte Gewohnheiten eben.

Fuchtel, fuchtel

Die Smartwatch lässt sich mittlerweile mit allerlei Gesten steuern. Allerdings empfinde ich nur wenige davon als alltagstauglich, denn für einige muss man ruckartige Bewegungen mit dem gesamten Unterarm ausführen, was bedeutet, dass man erstmal die Umgebung checken muss um Verletzungen von Unbeteiligten zu vermeiden. Die Nützlichkeit hält sich in Grenzen. Die Touch-Steuerung mit der Nase scheint mir da schon wesentlich zukunftsfähiger zu sein.

Mehrwerte

Die Smartwatch soll ja nun nicht nur Gewicht sein oder Mode-Accessoire (wofür sie definitiv nicht taugt) sondern auch Vorteile bringen. Was bringt sie nun? Notifications vom Handy sorgen auch an der Smartwatch kurz für ein Brummen am Handgelenk, sodass man mitbekommt, dass etwas reingekommen ist. An der Uhr kann man kurz einsehen was da ankam und es auch direkt "wegwischen". Das ist ganz nützlich, aber jetzt auch nicht der riesige Mehrwert.
Da die Watch per Bluetooth verbunden ist kann man sie als "Trusted Device" nutzen um das Smartphone nicht immer von Hand entsperren zu müssen, wenn Uhr und Handy in der Nähe sind. Notfalls kann man am Handy aber das Schlosssymbol im Sperrbildschirm drücken, sodass dann auch bei Nähe der Geräte ein Code eingegeben werden muss. Das ist schon ganz praktisch, da bei Android ja leider der Entsperrcode für den Bildschirm gleich dem Code für die Entschlüsselung eines vollverschlüsselten Smartphones ist und er deshalb natürlich nicht sehr kurz gewählt wird wegen der Sicherheit.
Die Mediensteuerung ist auch noch ganz nett. Hat man das Smartphone in der Tasche und hört darüber z.B. Musik kann man komfortabel von der Smartwatch aus die gängigen Steuerungen vornehmen (Play, Pause, Vor, Zurück, Lauter, Leiser).

"Ok Google, go fuck yourself"

An die Kommuniktion von Michael Knight mit K.i.t.t. aus Knight Rider kann man sich kurz erinnert fühlen, wenn man die Spracheingabe über die Smartwatch nutzt. Da sie aber nur ein Mikrofon und keine Lautsprecher hat ist die Unterhaltung recht einseitig und Telefonate sind so natürlich auch nicht möglich. Was aber möglich ist sind die Sprachbefehle, die mit "Ok Google, " eingeleitet werden, so z.B. "Ok Google, Neuer Timer 3 Minuten" - was für Ostfriesen natürlich super ist um benachrichtigt zu werden, sobald der Tee lange genug gezogen hat (obwohl wir 3 Minuten natürlich eigentlich auch bereits im kleinen Zeh spüren). Tatsächlich nützlich ist diese Funktion aber beispielsweise beim Kochen, wo man häufig mal keine Hand frei hat um eine Uhr zu stellen.
Oben genanntes Kommando führt übrigens nur zum Standardverhalten für nicht verstandene Kommandos: eine Google-Suche.

Fazit

Tja, zu welchem Urteil lässt mich das nun kommen? Brauchen tut niemand eine Smartwatch! Wer aber technikinteressiert ist oder sich seine Meinung zu dem Thema aus erster Hand bilden möchte und nicht nur darüber lesen möchte (Hallo du!) kann sich dieses Gadget mal leisten. Denn mehr ist es bisher noch nicht. Keine Notwendigkeit, keine große Hilfe - nur ein (teures) Technik-Spielzeug, das in mehreren kleinen Dingen ganz hilfreich ist.