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Schallplatten kaufen anno 2013

Beginnen werde ich mit der Frage, die man häufig gestellt bekommt, wenn man als Mitte-20er, der 'ne große digitale Musik-Sammlung und meist Kopfhörer auf den Ohren hat, gestellt bekommt:

Wieso hörst du heutzutage noch Schallplatten?

Kurzfassung: Schallplatten sind einfach super! Langfassung: Die oft vertretene Meinung, dass Schallplatten besser klingen kann ich nur bedingt als Grund anführen. Keine Frage, eine analoge Quelle ist detailreicher als eine digitale (siehe Analog-Digital-Wandlung), aber das Nyquist-Shannon-Abtasttheorem ist ja nicht ohne Grund gewählt worden um die Abtastfrequenz zu bestimmen - alle Details einer analogen Quelle hört der Mensch einfach nicht. Dann kommt noch dazu, dass man eine lückenlos hoch qualitative Kette von Audiogeräten bräuchte, vom Schallplattenspieler über die Kabel hin zu den Boxen und dann einem klanglich entsprechend ausgerichteten Raum, um die höhere Qualität des Audio-Signals auch wertschätzen zu können und sind wir ehrlich: kaum einer von uns hat dieses Audio-Equipment zu Hause.

Aber wieso dann nun Schallplatten hören? Bewusst. Musik. Hören. Im digitalen Zeitalter, wo wir Gigabytes an MP3s rumliegen haben, Playlisten für mehrere Tage, iPod Shuffles etc. hören wir häufig und viel Musik und das ist großartig, aber selten suchen wir uns ganz gezielt noch ein Album heraus, um genau das jetzt zu hören oder genau diese eine B-Seite der EP. Schallplatten sind da anders - sie zwingen uns durch ihre Charakteristik dazu bewusst auszuwählen und das führt auch meist dazu, dass wir uns dieses Album dann bewusst anhören und sogar eine Lieblingsseite des Albums haben und diese direkt auflegen.

Zu behaupten ich würde hauptsächlich Schallplatten hören wäre scheinheilig, völliger Unsinn. Auch freue ich mich, wenn bei einer Schallplatte der Download-Code für die MP3s dabei ist oder eine Audio-CD, die ich rippen kann, denn ich möchte mit meiner teuer gekauften Musik eigentlich nicht ortsgebunden sein.
Dennoch, eine Schallplatte aufzulegen hat etwas besonderes. Sonntagmorgens, Frühstück machen, Kaffee aufsetzen - aber der erste schlurfende Gang geht zum Schallplattenspieler: "The Miseducation of Lauryn Hill" auflegen, "Louis Armstrong - Greatest Hits" oder "Mulatu Astatke - Mulatu Steps Ahead". Das hat einfach was, ich kann mir nicht helfen.

Vinyl

Kommen wir zum käuflichen Erwerb von Schallplatten. Woran denken wir alle mit zuerst? Flohmarkt, natürlich. Viele haben den Wert ihrer Platten nicht erkannt oder schätzen sie einfach selbst nicht wert und verramschen das Vinyl auf dem Flohmarkt, da können absolute Perlen zu finden sein, aber auch der totale Mist. Weiter geht's zum digitalen Flohmarkt: eBay. Da hatte ich mal richtig Glück (und der Verkäufer tat mir schon leid), als ich eine 4-LP-Sammlung von Louis Armstrong-Platten ersteigerte und das Porto teurer als der Kaufpreis war... tja, kann passieren.

Wo wir schon bei den Online-Plattformen angekommen sind, das offensichtlichste: Amazon, dort gibt es einen sehr großen Bereich für Musik auf Vinyl.
Bei musiconvinyl.com findet man ebenfalls einige unbekannte wie auch sehr bekannte Künstler.
"Back To Black Vinyl" ist eine Serie von diversen bekannten Alben, die nun auch/wieder auf Schallplatte herausgebracht werden. Leider ist der Online-Shop eher mies - es wurde wohl versucht das Stöbern in Musikläden digital abzubilden, aber die Navigation mit der Maus ist da doch etwas mühselig, dennoch einen Blick wert: backtoblackvinyl.com
Zu guter letzt ist da noch hhv.de (nee, haben nix mit den Hamburger Verkehrsbetrieben zu tun) wo man neben neuen auch gebrauchte Schallplatten findet, einfach mal reinschauen.

Es gibt sie noch. Läden wie wir sie von früher kennen - Musikläden in der Art von dem aus "High Fidelity". In Hannover ist das z.B. 25music. Hier kann man stundenlang in Ruhe stöbern, probehören und natürlich dann auch kaufen.

Zugeben muss ich natürlich: Schallplatten sind nicht die günstigste Art an Musik zu kommen. Ein Album auf Vinyl kann einen schon mal locker 20 Euro kosten und wenn man Pech hat gibt's keine CD und keinen Download-Code für MP3s dazu. In dem Fall muss man schon wirklich was für den Künstler und das Medium übrig haben, aber manchmal ist es das einfach absolut wert.