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Revolution oder nur Marketing?

Gestern Abend ab 19 Uhr unserer Zeit gabs die große Apple-Show und es wurde das Tablet namens "iPad" verkündet und vorgestellt. Einige behaupteten sogleich, es würde von nun an den Tablet-Markt revolutionieren oder überhaupt erstmal etablieren, andere gestanden Apple mal wieder eine gute Marketing-Strategie zu, aber glauben nicht, dass das iPad die Massen begeistern wird.

Das neue Tablet von Apple ist tatsächlich irgendwo angesiedelt zwischen einem Smartphone und einem Netbook. Mit einem etwa 10" Display erinnert es an die gängigen Netbook-Größen, hat allerdings maximal 64Gbyte Speicher und ist fürs erste nur mit WLan ausgestattet, wer auch Internet möchte (wohlgemerkt nur die 3G-Möglichkeit, Verbindungskosten kämen ja noch dazu) muss zur großen/teureren Version greifen.

Bei der gestrigen Show wurden einige sehr hübsche Dinge präsentiert. Der Kalender sieht Klasse auf dem Display aus, die von EA vorgestellten Spiele ("Need For Speed") sahen nicht schlecht aus, das Surfen im Internet macht sicherlich Freude mit dem iPad und auch das Betrachten von Videos und Bildern dürfte seinen Reiz haben - doch zu Recht fragt man sich an dieser Stelle: Was kann denn das iPad, weshalb ich es kaufen sollte, was mein Netbook nicht drauf hat?

Nun, im Prinzip: nichts! Wie so viele Produkte von Apple zeichnet sich das iPad durch enormen Bedienkomfort aus. Man braucht kein Handbuch lesen oder viel herumprobieren um es nutzen zu können. Außerdem sieht es hübscher aus als ein Notebook, hat eine längere Akku-Laufzeit (sofern sich die angegebenen Zahlen auch im realen Gebrauch bestätigen werden) und man kann alle Programme aus Apples App-Store nutzen, wie mit dem iPhone/iPod touch.

Eine interessante Sache des iPad könnten allerdings die eBooks werden. Apple startet nämlich den eBook-Store "iBooks" und hat bereits vier große Verlage im Boot. Wer sich also für das Lesen von Büchern auf einem elektronischen Gerät interessiert könnte vom bisherigen Platzhirsch, dem Amazon "Kindle", abweichen und sich stattdessen ein iPad kaufen, weil das neben der Funktion des komfortablen lesens von eBooks noch so einiges mehr beherrscht.

Des Weiteren könnte die eBook-Funtionalität interessant werden für Schüler und Studenten - natürlich nur wenn hier die Verlage mitziehen. Statt dass ein Schüler jeden Tag 4-5 dicke Schulbücher auf seinem Rücken schleppt und gerne auch mal eins vergisst, könnten in einem iPad einfach alle Schulbücher als eBooks gekauft werden und so braucht nur noch das iPad mitgenommen zu werden. Auf dem Tablet-PC könnten so auch Notizen verfasst werden und Anmerkungen am Text im eBook hinterlegt werden, ohne dass darin "herumgeschmiert" werden muss. Die Bücher könnten auch insgesamt interessanter gestaltet werden und Multi-Media-Inhalte haben. So könnten Videos zu den entsprechenden Inhalten hinterlegt sein. Erklärungen zu Physik-Experimenten in Bewegtbildern, die im Unterricht nicht vorgeführt werden können oder bestimmte Reden von Politikern sind im Geschichtsbuch "hinterlegt". Das würde so manchen Unterricht sicherlich interessanter gestalten können. Einen Ausblick gab schon die ebenfalls gestern vorstellte App der "New York Times", mit der man die aktuelle Ausgabe der Zeitung lesen kann und die auch Videos und Bilder in hoher Auflösung beinhaltet. Eventuell eine kleine Revolution für die Zeitungen und eine Möglichkeit endlich mit der Zeit zu gehen und dennoch dem Zeitungsformat in gewissem Maße treu zu bleiben?

Ich bin da mal sehr gespannt, wie sich das iPad in nächster Zeit durchsetzen wird. Auch der Preis in Deutschland wird sicherlich ausschlaggebend für den Erfolg werden. Rechnet man die Preise von US-Dollar einfach nur in Euro um, dürfte das teuerste iPad etwa 569,- Euro kosten - leider ist Apple ja bekannt dafür die Preise für andere Länder gerne auch mal etwas nach oben abzurunden. Man wird sehen.
Ob ein iPad auch was für mich ist muss ich einmal sehen. Da ich Besitzer eines Netbooks bin wäre der Kauf eines iPads im Prinzip reiner Luxus. Vielleicht dann eher bei der zweiten Generation des iPad, wenn mein Netbook schon etwas mehr in die Jahre gekommen ist. Man muss allerdings auch beachten: Das Netbook kann mit Luxus-/Usability-Einbußen funktional einen Ersatz für das iPad darstellen, das iPad ersetzt jedoch funktional kein Netbook. Ich kann mir nicht vorstellen mit dem iPad im Zug zu sitzen, einen Server laufen zu haben und an einem Quellcode zu arbeiten.