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Open Source für alles Öffentliche

Es gibt ja bereits die Initiative "Public Money, Public Code", bei der es darum geht, dass mit Steuergeldern finanzierte Software auch öffentlich verfügbar sein sollte. Zuletzt gab es mit der Corona Warn App immerhin mal ein Positiv-Beispiel, da diese komplett öffentlich auf GitHub steht und dort auch entwickelt wird.
Aber was würde es bedeuten, wenn dieses Prinzip so richtig in der Breite verfolgt werden würde?

Zum einen natürlich erstmal die im Prinzip schon von anderer Open Source-Software bekannten Vorteile – nur dass sie jetzt auch in allgemein benutzter Software vom Staat zum Tragen kämen. Als erstes wäre da erhöhte Sicherheit, da der Code öffentlich ist und von jeder*m interessierten Entwickler*in begutachtet werden kann. Das erhöht wiederum den Druck auf die Firmen, die im Auftrag des Staates diese Software entwickeln, diese Software auch wirklich gut zu machen.
Neben der Sicherheit ließe sich auch die Qualität steigern, schließlich ist der Code ja öffentlich und alle können etwas dazu beitragen.

Open Source in der Schule

Langfristig könnte das aber auch eine Veränderung in der Gesellschaft bewirken. Ich stelle mir vor, dass dieses Prinzip natürlich auch für öffentliche Software in der Schule eingesetzt wird. Wenn Kinder nun im Unterricht ein Problem mit der Schul-Software feststellen wären sie in der Lage die Fehler selbst zu beheben.
Sagen wir im Informatik-Unterricht werden die Prinzipien von Open Source erklärt, der Umgang mit Versionsverwaltung und Prinzipien von Software-Programmierung. Im Unterricht könnten dann auch ganz praktisch von Schülerinnen und Schülern entdeckte Bugs angegangen werden. Ursachenforschung, Fehlerbehebung und dann wie man einen sauberen Pull/Merge Request stellt. Nach einiger Zeit wird dieser dann im Idealfall angenommen und ist im nächsten Release der Software enthalten.

Neben der vermutlich vorherrschenden intrinsischen Motivation der Schüler*innen, dieses von ihnen entdeckte Problem aus der Welt zu schaffen, dürfte das Gefühl der Selbstermächtigung, wenn sie den Bugfix dann tatsächlich released sehen, auch nicht zu verachten sein. Da ist eine national genutzte Software und man ist selbst in der Lage Fehler darin zu beheben. Und wenn man vielleicht den Fehler nicht selbst beheben kann lernt man einen ordentlich Fehler-Report zu schreiben und freut sich dann später, wenn dieser Fehler aufgrund des eigenen Reports gelöst wurde.

Ganz nebenbei würde man programmieren lernen. Es würde eine Generation heranwachsen, die Open Source zum Einen als "das Normale" kennengelernt hat und gleich dazu die Vorteile aus eigener Erfahrung kennt.

Eigentlich wäre dazu gar nicht so viel nötig. Der generelle Wechsel zu Open Source-Software natürlich erstmal, aber dann wäre es mit entsprechendem Informatik-Unterricht auch schon getan. Klar, die Lehrer*innen-Generation, die jetzt kurz vor der Rente steht, wird sich das nicht mehr drauf schaffen. Aber auch da kommen ja neue Leute ins Kollegium, die dann einen solchen Unterricht gestalten könnten und wollen.

Titelfoto von Arnold Francisca auf Unsplash