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Was ist eigentlich wichtig an Kopfhörern?

Seit letztem Herbst gehöre ich zu den Menschen, deren Smartphone keine 3,5mm Klinken-Buchse mehr hat. Klar, es war ein Adapter dabei, aber sind wir mal ehrlich: nee, das ist keine Alternative. Ich fing' also an meine Optionen auszuloten und mich im aktuellen Kopfhörer-Markt umzuschauen, dabei musste mir die Frage stellen: Was ist eigentlich wichtig an Kopfhörern?

Wenn ich mir Bewertungen so durchlese, scheint mir, dass der offensichtlichste Aspekt gar nicht mehr so sehr im Vordergrund steht: der Klang. Aber ich gebe zu, eventuell liegt es auch daran, dass der Klang nun mal etwas stark subjektives ist – manche mögen wummernden Bass, andere wieder gar nicht. Je nach Musikrichtung bzw. hauptsächlichem Anwendungsgebiet für die Kopfhörer gibt es unterschiedliche Anforderungen, beispielsweise: Hört jemand eher Musik oder geht es doch meist um Sprache (z.B. Podcasts)?

Der Ausgangspunkt

Im Einsatz habe ich bisher eigentlich schon zwei paar Kopfhörer: Einmal ein paar kabelgebundene Shure SE-215 (In-Ear) und ein paar Bluetooth-Kopfhörer mit Bügel, die auch mit Kabel betrieben werden können: Jabra Revo (On-Ear). Für beide Kopfhörer hatte ich bisher unterschiedliche Anwendungsgebiete.

Shure SE-215

Die Shure In-Ears trage ich gerne, wenn ich weiß, dass ich eine Kapuze brauche (bei Regen z.B.), im Sommer (On-Ears sind zu warm) und beim Sport. Was mich aber immer stört, ist tatsächlich das Kabel. Ich muss es irgendwie durch meine Klamotten friemeln und jedesmal wenn ich das Smartphone aus der Tasche hole muss ich aufpassen, dass ich dabei nicht die Kopfhörer aus den Ohren zupfe. Außerdem brauche ich das Smartphone auch immer für jede Anpassung beim Abspielen (lauter, leiser, vor, zurück, Pause). Früher alles kein Ding, es ging ja auch kaum anders, aber wir haben uns ja weiter entwickelt.

Jabra Revo

Der On-Ear Kopfhörer Jabra Revo (siehe Bild ganz oben) hingegen kommt in allen anderen Situationen zum Tragen. Einerseits ist es schön vom Kabel befreit zu sein, andererseits hat er komfortable Möglichkeiten zur Player-Steuerung. Lautstärke, Play/Pause, vor & zurück ist alles am Kopfhörer regelbar - ich möchte tatsächlich sagen, die Bedienung am Kopfhörer selbst ist das Beste, was mir bisher begegnet ist. Der Akku hält auch angenehm lange und falls er doch mal ausfällt kann man einfach ein Klinkenkabel anschließen und ihn fortan als kabelgebundenen Kopfhörer weiter benutzen, bis er wieder Strom hat. Dazu kommt, dass die Akku-Warnung ausreichend früh durchgesagt wird. In der Regel reicht der Akku noch einen kompletten Tag nachdem die erste Warnung kam.
Die Nachteile sind hingegen, dass der Kopfhörer bei Wärme immer eher stört (also im Sommer oder wenn man sich sportlich betätigt) und dass er trotz der Möglichkeit des Zusammenklappens immer noch recht viel Platz benötigt, wenn man ihn einstecken möchte. Zudem ist er leider nicht mit Kapuzen kompatibel. Über eine Mütze aufsetzen geht noch, aber wenn man wegen Kälte oder Regen ein größeres Geschütz bei der Kopfbedeckung auffahren muss, bleibt einem nichts anderes übrig als auf die Kopfhörer zu verzichten.

Die Optionen

Anfangs habe ich natürlich geschaut, wie ich mit bestehenden Mitteln den Sprung ins Bluetooth-In-Ear-Zeitalter schaffe. Die Shure-Kopfhörer sind modular aufgebaut. Man kann einfach das Kabel von den eigentlichen Kopfhörer abziehen (zu sehen auf dem Bild oben), was auch praktisch bei etwaigem Kabelbruch ist - man muss dann lediglich das Kabel tauschen. Von der Firma Shure gibt es nun auch ein kurzes Verbindungskabel, dass statt des normalen Kabels mit 3,5mm Klinkenanschluss verwendet werden kann. Es verbindet die Ohrstöpsel hinter dem Nacken und verleiht ihnen Bluetooth. Klingt erstmal super, Knackpunkt: Für das kleine Stück Technik will Shure 99,- Euro. Zum Vergleich: Die Shure-Kopfhörer selbst kosteten ursprünglich mit 3,5mm-Klinkenanschlusskabel bereits 99,- Euro. Die Option fiel raus, zudem hatte Shure es auch nicht geschafft neueste Bluetooth-Technik zu verbauen für diesen horrenden Preis.

Meine Freundin hatte noch ein paar Jabra Rox Wireless rumliegen. Bluetooth-Kopfhörer, per Kabel hinter dem Nacken verbunden, mit rudimentärer Fernbedienung. Diese In-Ears sollten die nächsten Monate eine Leihgabe bleiben und letztlich dafür sorgen, dass ich überhaupt merkte, was mir an Kopfhörer wichtig ist. Anfangs freute ich mich nämlich sehr und dachte, dass meine Suche direkt ein Ende hat, bis ich die kleinen Nachteile hier und da bemerkte. Es fing damit an, dass die bereits erwähnte Fernbedienung lediglich lauter/leiser und Play/Pause konnte oder besser: können sollte. Ich habe diese Funktionen an meinem Smartphone trotz mehrmaligem Pairing nicht zum Laufen bekommen. Es ging weiter als das erste Mal der Akku knapp wurde. Leider boten die Kopfhörer bei voll geladenem Zustand nur Musikgenuss für maximal 3 Stunden. Das Ärgerliche war: Wenn man die erste Warnung bekam, gab es zehn Minuten später die zweite Warnung und weitere Minuten später waren sie dann auch schon leer. Also innerhalb von 15 Minuten kam man von "alles super" zu "Akku leer".
Ein besonders ärgerliches Manko bei dem kleinen Akku offenbarte sich, als ich die Kopfhörer abnahm und einstecken wollte um Strom zu sparen: es gab keinen Power-Schalter um sie abzuschalten. Die Rückseiten der Stöpsel sind magnetisch und wenn man sie an den Magneten verbindet gehen sie aus. Nur halten diese Magneten überhaupt nicht gut, wenn man die Kopfhörer mal in eine Tasche steckt. Also findet man eine halbe Stunde später raus, dass die Kopfhörer unbenutzt die ganze Zeit eine Bluetooth-Verbindung zum Mobiltelefon aufgebaut hatten. Danke auch. Auf Dauer waren also auch diese Kopfhörer damit aus dem Rennen. Aus Altem schöpfen klappt irgendwie nicht, also nächster Schritt.

Was gibt's Neues?

Nachdem Apple die AirPods rausbrachte schossen ähnliche Kopfhörer aus dem Boden - nicht zuletzt das Pendant von Google: die Pixel Buds. Die Reviews waren aber alle nicht so berauschend. Entweder hatten die Geräte verhältnismäßig kurze Akkulaufzeiten, kaum Bedienmöglichkeiten am Kopfhörer oder wie beispielsweise im Fall der Pixel Buds waren Umgebungsgeräusche immer noch deutlich hörbar.

Anfang des Jahres wurden auf der Consumer Electronics Show (CES) dann diverse weitere Geräte unterschiedlicher Hersteller herausgebracht. So auch ein neues Modell von Jabra: Die Jabra Elite 65t. Laut den Reviews ganz gut, viele Stunden Akkulaufzeit und dank der Aufbewahrungsbox auch gleich noch ein Akku-Pack für weitere zwei Ladungen inklusive. Außerdem gibt es ordentliche Bedienmöglichkeiten direkt an den Ohrhörern. Ich wage einen Versuch. Seit dem Wochenende habe ich sie nun und bin mal gespannt, ob sie mich zufrieden stellen können. Eventuell gibt's demnächst also einen Rant. ;)