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Kein TV - eine erste Bilanz

In Kindertagen gab es bei uns nur 5 Fernsehsender. Die Simpsons kannte ich noch aus der Anfangszeit beim ZDF, als dann der Wechsel zu Pro7 kam war ich jahrelang raus. Ab und an bekam man mal einen Holländer rein, natürlich stark krisselig - im Zeitalter der digitalen Fernsehsender kennt man das nicht mehr, da gibt es nur ein astreines Bild oder gar keins. Mit analoger Antenne hatten wir - gerade bei Unwetter - auch oft eben nur schlechten Empfang, aber wir hatten halt Empfang. 1999 oder 2000 folgte dann der Quantensprung - von der Antenne zur Satellitenschüssel. Sendervielfalt par Excellence und man lernte: auch auf vielen Sendern kann einfach nur Mist laufen. Nach meinem Auszug war ich erstmal mit DVB-T unterwegs, kostengünstig und durchschnittliche Sendervielfalt - für mich alles dabei.
2011 folgte dann der Wechsel zum Web: "T-Home Entertain" mit Set-Top Box. Viele Sender und die Möglichkeit für Time-Shift und das problemlose Aufzeichnen von Sendungen. Dazu ein einfacher Zugriff auf eine Online-Videothek. Steuerbar war natürlich alles auch mit dem Smartphone und der Videorekorder ließ sich aus der Ferne bedienen. Das System funktionierte super für mich und ich hatte nie Probleme. Seit ich in Hamburg wohne habe ich nun gar keinen Fernsehanschluss mehr. Mit voller Absicht.

Cold Turkey

Irgendwann ertappt man sich dabei den Fernseher einfach so einzuschalten und obwohl man auf keinem der vielen Sender irgendwas brauchbares, gutes findet schaut man stundenlang irgend einen Mist. Oder zum 5. Mal diese eine Folge "How I met Your Mother", obwohl man bereits jeden Gag kennt und die Folge nicht mal "legendär" ist. Das hat mich irgendwann genervt und da ich eh gerade dabei war eine Menge in meinem Leben zu ändern habe ich den TV-Empfang beim Umzug gleich mit abgeschafft.

Das ist nun gute zwei Monate her. Bisher fehlt mir nichts. Anfangs dachte ich noch 1-2x wie toll es doch jetzt wäre sich nun einfach mal eben vor den Fernseher zu hocken und einfach "irgendwas zu schauen", sich irgendwie berieseln zu lassen. Aber das ist nur die Gewohnheit. Nach kurzer Zeit vergeht das. Wenn ich jetzt etwas schauen will kann ich das immer noch und es kann immer noch irgendein stumpfer Kram sein, mit einem kleinen, wichtigen Unterschied: ich muss es mir bewusst aussuchen. Eine kleine, aber wichtige Hürde.

Die neuen Quellen

Meine neuen Quellen für Videomaterial liegen im Web: "Amazon Prime", YouTube und Vimeo sind ganz vorne dabei. Dann einige Videos die ich noch als Dateien auf meinem NAS liegen hab. Entweder schließe ich den Laptop per HDMI an den Fernseher an oder wenn die Quelle bereits mit meinem Chromecast-Stick umgehen kann streame ich die Videoquelle so direkt. Die Inhalte der Mediatheken der ÖR kann ich z.B. via Chromecast auf den Fernseher bekommen, so sehe ich beispielsweise den Tatort ab und an, wenn ich Lust drauf hab.

Ausblick

Keine Frage: es sind erst zwei Monate, es ist Sommer und durch meinen Umzug nach Hamburg und die neue Arbeit ist noch viel neu und Langeweile kommt eigentlich nie auf. Dennoch glaube ich nicht, dass ich in nächster Zeit rückfällig werde. Einerseits kommt da wieder die Gewohnheit ins Spiel, andererseits gefällt es mir einfach super nicht mehr Stunden vor dem Fernseher zu verbringen, weil ich "versehentlich eingeschaltet" habe. Außerdem wird die Unterstützung für den Chromecast besser und das Web bietet bereits jetzt schon hervorragende Quellen für unterhaltsame, gute Filme/Videos abseits der Mainstream-Unterhaltung.
Noch merke ich übrigens auch noch keine "sozialen Folgen", also dass ich bei aktuellen TV-Ereignissen, neuen Fernsehserien und Werbung, die für Gesprächsstoff sorgt, nicht mehr mitreden kann. Ich glaube allerdings, dass das Folgen sind, die ich gerne in Kauf nehme.