HH maczarr.de

Ich habe nichts zu verbergen

Diesen Satz, das stoisch wiederholte "Ich habe nichts zu verbergen", bekam ich die letzten Monate seit den Snowden-Enthüllungen immer wieder zu hören, wenn ich jemandem nahelegte doch wenigstens bei sowas simplem wie dem Instant Messaging-Dienst auf eine verschlüsselte Alternative umzusatteln. Ebenso hörte ich ständig diesen Satz, wenn man nur allgemeine Diskussionen darüber führte, wie schlimm diese generelle Überwachung und das pauschale Verdächtigen eines jeden Bürgers ist.

Gerne entgegne ich dann, dass mich diese Leute - die ja nichts zu verbergen haben - dann ja ab sofort in Kopie jeder E-Mail setzen können, die sie senden und mir automatisch eine Kopie zukommen lassen von allen E-Mails, die sie bekommen. Außerdem würde ich dann jetzt gerne sofort mal ihr Smartphone in die Hand bekommen, alle Instant Messages lesen, Facebook, SMS und natürlich die Fotos anschauen. Da schauen die meisten schon etwas skeptisch und es geht natürlich niemand darauf ein, denn sie sind sehr wohl der Meinung, dass mich diese Dinge ja nichts angehen. Vollkommen zu Recht! Wenn das aber schon die Reaktion bei einer Person ist, die sie kennen und von der sie wissen, dass sie ihnen nichts böses will frage ich mich immer wieder, wieso jede Reaktion ausbleibt, bei ihnen unbekannten Personen bzw. einem Staatsapparat. Die Frage kann ich mir leider selbst beantworten: weil sie nichts davon merken.

Eben schrieb ich über einen Beitrag beim 31c3 zum Thema Freihandelsabkommen. Da gibt es eine interessante Stelle. Ab 34:40 sollte man sich das Video mal 3 Minuten anschauen (bzw. eigentlich sollte man es ganz schauen ;)). Da erzählt die Rednerin Maritta Strasser, dass sie für eine berufliche USA-Reise für campact wegen TTIP unerwarteterweise ein Visum beantragen musste. Außerdem musste sie zu einem persönlichen Gespräch bei den US-Behörden antanzen, wo ihr die Frage gestellt wurde, ob sie jemals Ärger mit der Polizei hatte, was sie verneint. Daraufhin wurde sie gefragt, was denn aber 1981 an der Grenze zur Schweiz gewesen sei. Sie berichtet daraufhin, dass sie damals 16jährig mit zwei Personen in einem Auto unterwegs war, sie saß hinten und neben ihr lag ein Tütchen Gras des Fahrers. Das Auto wurde angehalten, Fahrer und Beifahrer stundenlang verhört. Sie hatte damit allerdings nichts zu tun, wurde nicht behelligt, nicht angeklagt, gar nichts und hörte auch nie wieder davon.
Bis sie 33 Jahre später sich gegen ein Handelsabkommen, das den USA sehr zu Nutze sein würde, engagieren wollte.

Was ich damit zeigen möchte: ihr könnt noch so sehr der Meinung sein unbescholten zu sein und nichts zu verbergen haben. Wenn ihr euch irgendwann mal für etwas engagiert, für ein Amt kandidiert, in irgendeiner Form in eine Position kommen könntet in der ihr einer dieser datensammelnden Institutionen quer kommen könntet, dann sind die in der Lage jeden Kleinscheiß aus eurer Vergangenheit zu verwenden um euch das Leben schwer zu machen und euch in Misskredit zu bringen.