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Geschafft - Größter Naziaufmarsch Europas vereitelt

Hier nun der angekündigte ausführliche Nachbericht zur gestrigen Reise zum geplanten größten Nazi-Aufmarsch Europas.

Bei der Universität Hannover angekommen war ich einer der ersten. Dort lernte ich gleich Sebastian und Wiebke kennen, die auch schon dort waren und mit denen ich später eine "Bezugsgruppe" bilden sollte. Abfahrt war angesetzt für 1:45 Uhr, es verzögerte sich jedoch alles etwas, sodass wir erst um 2:15 Uhr in Hannover abfuhren. Wir, das war ein Konvoi von sechs Bussen, die teils schon aus Bremen kamen und von der solid (Jugendgruppe der Partei "Die Linke") organisiert waren. So setzte sich nun also die Busreihe, organisiert von Der Grünen Jugend/Die Grünen Hannover und solid, in Bewegung Richtung Dresden.

sind mit einer halben Stunde Verspätung nun aus Hannover losgefahren Richtung Dresden #13februar


Gleich zu Beginn, wir waren keine Stunde unterwegs, merkte ich malwieder, dass man als Ostfriese nie allein ist, auch wenn man allein eine Reise antritt. Eine Jugendliche in der Reihe hinter mir, Vera, sagte zu ihrem Sitznachbarn

Aus Ostfriesland bin ich hier bestimmt die einzige Person im Bus-Konvoi.
Nein, bist du nicht.
antwortete ich mit einem Lächeln. Wir unterhielten uns ein bisschen, kannten natürlich auch beide eine Person gemeinsam und unsere Ostfriesen-Verbundenheit hielt dann auch den ganzen Tag über an.

Die Fahrt dauerte lange, erst gegen 8:30 Uhr trafen wir in der sächsischen Landeshauptstadt ein, unser Bus brachte uns allerdings direkt zum Blockade-Ort, dem Albert-Platz.

sind in Dresden angekommen und fahren nun zu unserem Zielpunkt #13februar

Ziel der Blockaden war es, dass die Nazis direkt an ihrem Versammlungsort, dem Neustädter Bahnhof, eingekesselt wurden. Also alle Straßen die vom Bahnhof wegführten sollten mittels einer Menschenblockade dicht gemacht werden, sodass der "Trauermarsch" gar nicht erst losziehen konnte.

Nach wie vor sehr unschön bleibt die Tatsache, dass diese braune Veranstaltung unter dem Deckmantel eines Trauermarsches genehmigt wurde, allerdings keine einzige Gegendemonstration zugelassen wurde. Als Reaktion darauf wurde eine Demonstration gegen den Verbot aller Gegendemonstrationen angemeldet, die - so schien es jedenfalls anfangs - offiziell genehmigt war.

alle Anti-Nazi Demos wurden verboten (sic!) Deshalb demonstrieren wir jetzt offiziell angemeldet gegen das Verbot unserer Demos

Später stellte sich dann heraus, dass unsere Versammlung nur geduldet war, noch nicht genehmigt und nachdem die Genehmigung ausblieb wir offiziell nur als "Ansammlung" galten. Nungut, war uns egal wie man es nun nannte.

Zurück zum chronologischen Ablauf. Die Polizei riegelte uns zur Antonstraße ab, sodass keine weiteren Demonstranten zu unserer Blockade hinzustoßen konnten und wir nicht direkt zum Neustädter Bahnhof konnten. Grund hierfür war wohl die unklare Lage über die Legalität unserer Gegenveranstaltung oder jedenfalls der offizielle Grund. Machte aber nichts, denn wir besetzten einen wichtigen Knotenpunkt, sodass die Nazis auch nicht die Antonstraße hätten gehen können.

die Polizei riegelt uns ab sodass keine weiteren Demonstranten zu uns stoßen können, na danke... #13februar

Weitere Blockaden waren an der Hainstraße und ein Großteil der 30(!) Busse aus Berlin hatten sich an der Hansastraße an der Rückseite des Neustädter Bahnhofs postiert.

es scheint gut zu laufen, die Rechten sind aktuell am Bahnhof eingekesselt und können in keine Richtung starten #13februar

Sowieso war es sehr beachtlich wieviele Menschen gekommen waren. Wie man später hörte sind ca. 10.000 Gegendemonstranten aus der ganzen Republik sowie auch aus Österreich angereist um den Nazi-Aufmarsch erstmals seit seiner ersten Durchführung 1998 nicht nur zu stören sondern wirklich zu verhindern. Auch die Mischung der Teilnehmer aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und sozialen Schichten war klasse. Dort liefen Rentner, junge Pärchen mit ihrem Kind, der "normale Durchschnittsbürger", Punks, Studenten und Vertreter des "schwarzen Blocks" herum.

bisher läufts super,die Nazis haben noch nichts gebacken gekriegt #yeahyeahyeah Jetzt die Blockaden noch 1-2 Std. aufrecht halten #13februar

Gegen 15 Uhr hatten sich die Nazis noch immer keinen Meter vom Bahnhof wegbewegen können. Eigentlich war der Beginn ihres Marsches für 12 Uhr angesetzt, ein erster wichtiger Teilerfolg für uns. Kurz darauf die Meldung, die uns alle zum Jubeln brachte: Die Polizei teilt den Nazis mit, dass ihre Demo nicht starten können wird, man könne nicht für ihre Sicherheit garantieren.

Meldung eben: Polizei kann die Demo der Rechtsextremen nicht weiter laufen lassen, Sicherheit ist nicht gewährleistet #geschafft #13februar

In der Zwischenzeit hatte die JLO (offizieller Veranstalter des "Trauermarsches") wohl versucht mit der Polizei zu verhandeln und eine kleine, kürzere Strecke zu nehmen, um wenigstens überhaupt noch laufen zu können. Aber auch diese angedachte Strecke wurde schnell blockiert und somit versagten die Behörden auch einen kleine Demo-Weg.
Mittlerweile wurde bekannt, dass die Nazis für ihre Demo die Auflage hatten, dass sie bis 17 Uhr zerstreut sein müsste. Die Polizei würde dies sonst notfalls "von Hand" erledigen.

um 17h müssen die Nazis ins Bett: Auflage ihrer Demo ist dass um 17h Schluss ist. Auch eine kleine Demo wurde nicht genehmigt #13februar

Klar war aber für uns alle: Die Stellungen mussten gehalten werden, keine Blockade dürfe sich frühzeitig auflösen und so nutzen wir die Zeit und feierten gut gelaunt unseren Erfolg. Am Albertplatz gab es eine Bühne von der Musik gespielt wurde und ein paar Redner ihre Worte zum Besten gaben.

gute Stimmung. Alle halten die Stellung an den Blockaden und wir (außer den Nazis natürlich *hehe*) tanzen zu Twist Again #13februar

Bei dieser Situation war ebenso amüsant für uns, dass wir gut gelaunt und mit dem Gefühl des Erfolgs auf den Straßen tanzen konnten, während die Nazis am Bahnhof sich seit Stunden bei der Kälte die Beine in den Bauch standen und in der Zwischenzeit von der Polizei auch mit Absperrgittern umzäunt worden waren.
Apropos Kälte: die machte auch uns ganz schön zu schaffen. Wir hatten alle mehreren Lagen Pullover und zwei Hosen an, Handschuhe, mehrere paar Socken, Mützen, Schals und dennoch wurde einem ganz schön kalt. So nutzen wir eine zwischenzeitliche Ruhe um uns im Subway an der Ecke kurz etwas aufzuwärmen. Die Mitarbeiter dort waren übrigens sehr freundlich gegenüber den zig Leuten, die sich in ihrem Laden drägten und den Dreck reinbrachten!

Wir blieben noch bis kurz nach 18 Uhr am Albertplatz, inzwischen waren auch Demonstranten-Gruppen von anderen Blockaden hinzugekommen, denn die Nazis wurden von der Polizei ausschließlich über extra bereitgestellte Züge am Neustädter Bahnhof vom selbigen weg gelassen, sodass keine Blockaden mehr nötig waren.

Es ging dann mit einem Teil unserer Bus-Gruppe zu Fuß zum Versammlungs- und Abfahrtsort, der sogenannten "Chemiefabrik". Von dort starteten wir - auch wieder verspätet - gegen 20:30 Uhr endlich (eigentlich sollten wir um 18 Uhr, dann um 19 Uhr los) mit dem Bus Richtung Hannover und ein Teil des Konvois dann noch weiter nach Bremen.

sitzen nun in Dresden im Bus (H4) und fahren hoffentlich bald los. Bei dem Tempo des Busses dauerts vermutlich bis 2/3 Uhr bis Hannover

Doch auch für die Rückfahrt galt Wachsamkeit. Schon im letzten Jahr waren Busse auf der Rückfahrt an Rastplätzen angegriffen worden von Neo-Nazis und in diesem Jahr war der braune Haufen sicherlich noch angepisster als eh schon, so wurde über den Info-Ticker auch die dringende Warnung rausgegeben, keine Rastplätze in Sachsen anzusteuern. Unser einziger Halt der Rücktour bis Hannover sollte dann im Konvoi jedoch bei einer Raststätte nahe Magdeburg sein, doch dort blieb alles ruhig und wir konnten ohne Zwischenfälle weiterfahren.

erster Raststättenhalt bei Magdeburg verlief problemlos - keine Zwischenfälle hier. Fahren jetzt wieder los. #13februar

Abschließend muss ich sagen, war das eine super Aktion. Vielen Dank an alle Teilnehmer, die so eindrucksvoll gezeigt haben, dass in keiner Gesellschaftsschicht die Nazis willkommen sind. Auch muss ich ein Lob der Polizei aussprechen, bei uns am Albertplatz gab es keinerlei Probleme mit den Uniformierten, die sich sehr gelassen gezeigt haben und auf keine Provokation reagiert haben. Denn leider muss man sagen, auch von der linken Seite gab es ein paar Krawalle, doch sollte man von ein paar Ausreißern nicht den Gesamteindruck trüben lassen: eine große Menge an Menschen aus einem breiten Spektrum der Gesellschaft, hat gestern in Dresden friedlich demonstriert und die Nazis blockiert um ein Zeichen zu setzen!