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Elbjazz 2012

Am 25. und 26. Mai fand in Hamburg zum dritten Mal das Elbjazz-Festival statt. Da ich am Freitag noch arbeiten musste und erst nach Feierabend mit dem Zug in die Perlenstadt fuhr, hatte ich mir im Vorhinein ein Tagesticket für den Samstag gekauft und enterte das Festivalgelände gegen 16 Uhr.

Das "Festivalgelände" ist eigentlich auch falsch formuliert. Denn das Elbjazz fand über den gesamten Hamburger Hafenbereich verteilt statt. Es gab mehrere Bühnen an unterschiedlichsten Stellen (in Restaurants/Bars, auf Schiffen, auf dem Firmengelände von Blohm+Voss,...) und man musste zu Fuß, dem Fahrrad oder mit Barkassen wechseln. Die Weitläufigkeit war einerseits schön - es staute sich nicht und man konnte sich im gesamten Hafengelände bewegen - andererseits sorgte sie eben für lange Wege und man musste mehr Zeit zum Bühnenwechsel einplanen bzw. die Konzerte mehr nach Standortfaktor auswählen.

Gegen 16:30 Uhr war ich im Blockbräu, die auf ihrer Dachterasse das Konzert von Zara McFarlane zeigten. McFarlane kommt aus UK und der Auftritt war ihr Deutschland-Debüt. Leider musste er etwas verspätet los gehen, denn der Kontrabass war nicht rechtzeitig vor Ort. Um 17:20 Uhr wurde dann ohne Bass angefangen, glücklicherweise musste nur ein Lied ohne Bass gespielt werden. McFarlane scheint gerade ein Geheimtipp zu sein, ihre zwei Auftritte beim Elbjazz sorgten jedenfalls für absolut volle Häuser und davor wartende Gäste, die nicht mehr rein kamen.

Anschließend machte ich mich mit der Barkasse auf den Weg rüber zum Blohm+Voss Gelände, wo ich um 20 Uhr auf der Hauptbühne Juan de Marcos' Afro-Cuban All Stars sah, die mit schönen Rhythmen alle zum Tanzen brachten und ein wenig Buena Vista Social Club-Feeling aufkommen ließen.

Mulatu Astatke beim Elbjazz Festival 2012 in Hamburg

Da der Auslöser für mich zum Elbjazz zu kommen Mulatu Astatke war, verließ ich die Hauptbühne etwas früher gen Spitzenbühne am Südkai des B+V Geländes, wo bei meiner Ankunft noch Hamel spielte. Wenn ich mich nicht irre ist Hamel Niederländer und macht eine Mischung aus Swing, Pop und Jazz - klang sehr gut, werde ich mir noch mehr von anhören.
Nachdem Hamel seinen Auftritt beendet hatte leerte sich der Bereich vor der Bühne und ich fand so ziemlich ganz vorne Platz.
Da es noch gut ein halbe Stunde hin war, bis Mulatu Astatke loslegen sollte, machte ich es mir erstmal auf dem Fußboden gemütlich. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Mann mit den Worten "Aah, gute Idee." zu mir. Wir unterhielten uns etwas über Musik und Hamburg und da er selbst Musiker ist, war er gespannt wie der Sound des Vibraphone klingen würde, da er meinte, dass das Abnahmen des Gerätes, meist nicht ganz einfach ist und häufig nicht richtig gemacht wird - wie er mir später sagte und ich auch hörte: es wurde nicht richtig gemacht. Entfernte sich Astatke beim Spielen von den Micros, spielte also etwas weiter aus am Vibraphone ging der Ton etwas unter. Dürfte die Masse aber kaum gestört haben.

Irgendwann war es dann nun also soweit, der Vater des Ethio-Jazz begann mit seinem Konzert. Man merkte, wie sehr seine Musiker mit ihm auf der Bühne ihn respektieren. Die Ansage, die Blicke, man spürte förmlich den Respekt vor seinen musikalischen Leistungen!
Das Konzert war großartig, es ging etwa 1 1/2 Stunden und hätte von mir aus noch gerne länger gehen können. Es gab Lieder vom "Broken Flowers"-Soundtrack (ein Film von Jim Jarmusch, durch den Astatke wegen seiner Filmmusik auch wieder einem jüngeren Publikum bekannt wurde), von seinem jüngsten Album Mulatu Steps Ahead und auch von seinen älteren Veröffentlichungen.

Das Konzert war ein großartiger Abschluss des Festivals und nächstes Jahr könnte ich mir gut vorstellen, wieder dort aufzukreuzen.