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Eine Bahnfahrt die ist lustig, eine Bahnfahrt die ist...

...scheiße. Als ich nach Hannover gezogen bin hatte ich anfangs noch Spaß an Zugfahrten. In Vorbereitung auf meinen Umzug musste ich mehrmals die drei Stunden 38 Minuten mit dem Regionalexpress, der an jeder Milchkanne hält, nach Hannover und zurück tingeln. Ich schätzte es einfach die Fahrt genießen zu können, Musik zu hören, die Landschaft zu genießen - ihr merkt schon, ich war lange nicht mehr Zug gefahren.

Mit der Zeit änderte sich diese Einstellung allerdings wieder. Die Strecke und die Bahnhöfe waren bekannt, die lange Zeit im Zug zu sitzen nervte und immer nur Lesen und Musik hören ging auf die Dauer auch nicht. Seit einigen Wochen nehme ich mein Netbook mit auf die Zugfahrten. Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich arbeite - auf ca. 1x2m Raum für mich (ist ja ein RE und kein ICE...). Um die ganzen nervigen Gespräche der Mitfahrer (interessant ist das höchst selten) auszublenden höre ich eigentlich die gesamte Zeit über Musik über Kopfhörer.

Dies Wochenende jedoch meinte es die Bahn nicht gut mit mir. Die letzten Tage der vergangenen Woche hatte ich so einige Überstunden geschoben mit dem Ziel am Freitag früh Feierabend machen zu können. Das klappte auch super, Chefin war ebenso einverstanden. Um 12:40 Uhr strich ich die Segel, schulterte meine Sporttasche fürs Wochenende und fuhr eine Station mit der Stadtbahn zur S-Bahn - Station, mit der man normalerweise in 6 Minuten beim Bahnhof ist. Nunja, die S-Bahn wurde zuerst mit "10 Minuten später" angekündigt. "Kein Problem" dachte ich, "komm' ich halt nur 15 Minuten vor der Abfahrt meines Zuges am Hauptbahnhof an". Lustig wie die Deutsche Bahn ist, war nach 10 Minuten dann die Verkündung "Bahn entfällt". Ja herrlich.

Die nachfolgende S-Bahn, welche noch sehr knapp ebenfalls hätte pünktlich für mich beim Hauptbahnhof ankommen können, wurde ebenfalls schon mit "10 Minuten später" untertitelt. Ich baute wieder auf die Stadtbahn, die braucht zwar gut 13 Minuten zum Hauptbahnhof, aber ich hatte meinen Zug um 13:20 Uhr nun eh schon verpasst. Während der Stadtbahn-Fahrt nutze ich die Zeit und checkte mit dem Handy wann der nächste Zug fahren würde. Ich hatte Glück. Nicht zwei Stunden später wie normal, sondern um 13:51 Uhr sollte es einen Zusatzzug Richtung Norddeich Mole geben. Den peilte ich nun also an. Am Bahnhof hieß es dann zwei Minuten bevor der Zug eigentlich hätte losfahren sollen, dass er "ca. 15 Minuten später" fahren würde. Satte 25 Minuten nach der eigentlichen Abfahrtszeit ging es tatsächlich los. Die Fahrt über konnten bis Norden tatsächlich die gut zwei Dutzend Verspätungsminuten aufgeholt werden. Auch ich hatte die Zeit genutzt und mich mit dem Handy über das Internet wieder informiert, wann ein Bus von Norden nach Marienhafe fahren würde - Haken an diesem Zug war nämlich, dass er, trotz dass es ein RE war, nur in Norden halten sollte. Ich hatte Glück, 10 Minuten nach Ankunft fuhr ein Bus mit dem ich dann endlich an meinem eigentlichen Ziel ankam.
In Leer ereignete sich dann noch ein mysteriöses Versagen meiner Kopfhörer. Seit fast einem Jahr laufen die Dinger gut, sind fast täglich im Einsatz und funktionierten ohne Tadel. In Leer dann fiel mit einem Mal der rechte Ohrhörer aus. Nervig, aber nungut - ich konnte ja noch Musik hören. Dann jedoch in Emden auf einmal auch der linke. Etwas genervt nahm ich es hin, war aber froh, dass es erst so spät passiert war.

Der Rest des Wochenendes war dann mit den Unglücken und den Punkten auf der Nervigkeitsskala der Zugfahrt überhaupt nicht zu vergleichen. Quasi das totale Gegenteil, ein sehr schönes Wochenende.

Die Rückfahrt am Sonntag sollte dann wieder an die bekannten DB-Qualitäten anknüpfen, auch wenn sie diesmal nichts dafür konnte. Auf meinem 5-Minuten-Fußweg zum Bahnhof fing es natürlich netterweise auf dem absolut ungeschützten Stück an mit einem Mal zu regnen wie hulle. Ich stieg also mit nasser Hose und feuchter Kaputze in den Zug an. Ihr wisst wie nasse Hunde riechen, ja?!
Über das klasse Wochenende hatte ich ganz vergessen, dass meine tollen Kopfhörer ja kaputt waren. Zu meiner Freude unterhielten sich bis Bremen drei alte Bekannte hinter mir (keine Bekannten von mir). Sie kannten sich wohl von früher. Er, Student und fauler Vollpfosten, der sich anscheinend nur des Zeitvertreibs wegen mit den zwei Bekannten Mädels von früher unterhielt und vom Enthusiasmus in der Stimme her so klang, als wäre eine Schlaftablette für ihn ein Muntermacher. Die Mädels waren begeistert am Erzählen und Nachfragen und schienen gar nicht zu merken, wie gelangweilt der Typ von ihnen war. Ein Königreich für Kopfhörer, um dem Mist nicht weiter lauschen zu müssen.

Nach Bremen wurde es zwar ruhiger, aber dafür wechselten dauernd meine Sitznachbarn. Das war weniger schlimm, abgesehen von dem Ende-20-Typen, der irgendwie versuchte in eine Schlafhaltung zu kommen und dabei seinen Hintern an mir reibte und ständig mit dem Kopf wegsackte...

Ich nutz(t)e die Zeit im Zug und schreibe diesen Eintrag. Immerhin nicht nutzlos verstreichen gelassen die Zeit.
Für die nächste Zugfahrt brauche ich unbedingt wieder heile Kopfhörer und auf die S-Bahn verlasse ich mich auch nicht mehr. Ansonsten war's allerdings wie immer. Menschlicher Viehtransport für 20 Euro und malwieder wollte niemand mein Ticket sehen...

In Hannover angekommen holte ich mir noch einen Kaffee bei WorldCoffee. "Ich hätte gerne einen..." - "...großen Caffee Latte!?", vollendete die Bedienung. Ich bin wohl zu oft dort.