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Domo arigatō Tōkyō

Wir haben ein bisschen nach zu holen, also fangen wir mal wieder in Australien an, genauer setzen wir bei Cooma wieder an. Nach unserer Abfahrt dort hatten wir ja ursprünglich vor die Strände an der Ostküste abzufahren und auch mal einen Tag am Strand einzulegen, leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung - wirklich schön war es nicht, weshalb wir in Batemans Bay und dem Bereich um die Jervis Bay nur mit dem Auto vorbei fuhren und kurze Stopps einlegten.

Eine Möglichkeit zur Übernachtung fanden wir dann in Nowra, etwas nördlich der Jervis Bay. Nachdem wir mehrere Motels abgesucht hatten um etwas günstiges zu finden war ein Motel-Besitzer so nett uns die günstigsten Motels in Nowra aufzuzeichnen, nachdem wir ihm sagten, dass wir sein Angebot leider ablehnen müssten, weil uns das Zimmer zu teuer war. Sowieso mussten wir feststellen, dass viele Geschäftsleute in Australien gerne, hilfsbereit auf andere Kollegen verweisen, wenn man ihr Angebot ablehnt - ist uns schon 2-3x passiert. Nunja, weiter im Text. Das billige Motel fanden wir schnell und es war dann auch tatsächlich der bisher günstigste Preis, den wir in Nowra finden konnten - bald merkten wir auch, wieso das so sein könnte. Schon bei unserer Ankunft stand eine Zimmertür offen und zwei Damen versuchten unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Als wir später etwas essen fuhren und wiederkamen stand die Tür noch immer offen und mittlerweile waren mehrere Damen in verschiedenen Zimmertüren des Motels postiert - wir können uns das alles überhaupt nicht erklären und lassen das jetzt mal einfach so stehen.



Am nächsten Morgen gings für uns früh mit dem Wagen wieder Richtung Sydney, nochmal tanken vorher und das Auto bei Hertz abgeben. Anschließend mit dem Bus wieder nach Bondi Beach zum Hostel, einchecken, Sachen abgeben - der übliche Kram. Den Rest des Tages und den Folgetag nutzten wir noch in Sydney um die Stadt etwas zu erkunden, bis dato hatten wir nämlich beispielsweise die bekannte Oper noch gar nicht gesehen.





Am letzten Tag in Bondi Beach war es leider sehr sehr nebelig und sowieso war das Wetter arg diesig, unser morgendliches Bad im Meer haben wir uns aber natürlich dennoch nicht nehmen lassen!



Unser Flug ging erst Abends um ca. 22 Uhr, also hatten wir mit Sack und Pack noch quasi einen kompletten Tag in Sydney zu verbringen und es war Australia Day - Patriotismus hoch 10 und jeder mit Bier bewaffnet (oder Familie an der Hand). Es war gegen Nachmittag dann nochmal ordentlich aufgebrochen und es wurden wieder 32 Grad in Sonne - herrlichmit Rucksack und so... Wir haben uns an den Darling Harbour gesetzt, das Showprogramm genossen und selbstverständlich noch wieder unser Bild vor der Landesflagge gemacht.



Der Flug am Abend nach Japan verlief reibungslos und wir kamen gegen 6 Uhr morgens an. Auch hier wurschelten wir uns etwas in das Metrosystem (das in Tokyo übrigens sehr umfangreich ist, da es zig Linien und Gesellschaften gibt) ein und fuhren raus in unseren Stadtteil zum Hostel. Das Auffinden des Hostels gestaltete sich als etwas schwierig, denn hier werden Hausnummern bzw. Straßen etwas anders angegeben. Wir wohnen in 2-17-2 und dann der Straßenname. Die erste 2 steht für den Bezirk des Stadtteils, die 17 für einen bestimmten Abschnitt darin und die letzte 2 dann für die Hausnummer dieses Abschnitts im Bezirk dieses Stadtteils von Tokyo - kurzum: wir haben etwas länger gebraucht, aber ein paar nette 7Eleven-Mitarbeiter haben uns geholfen.
Übrigens auch in Japan sprechen nur wenigen Leute Englisch, allerdings sind die mit Touristen in Kontakt kommenden meist etwas vorbereitet auf die Situation.

Apropos Situation, irgendwann mussten wir ja auch noch was essen. Nach dem wir das Hostel gefunden hatten gingen wir gegen Nachmittag in unserem Stadtteil zu Fuß auf Erkundungstour. Die Restaurants haben manchmal eine grobe Übersetzung auf Englisch, was das Essen ist, manchmal sind Bilder auf der Karte dabei, die erahnen lassen, um was es sich handeln könnte. Für mich als Vegetarier doch etwas schwierig. Einige Restaurants haben draußen Plastiknachbauten des Essens stehen, allerdings sieht das nicht immer so wirklich appetitlich aus und hilft auch nur bedingt mehr als die Fotos.



Bei den Speisekarten ist es dann oft so, dass man nur die Zahlen lesen kann, also weiß man schonmal wieviel Geld man maximal in den Sand setzt im schlimmsten Fall - hat ja auch was. Wir bestellten dann jedenfalls mal ganz mutig und glauben, dass da auch nichts schlimmes drin war, jedenfalls haben wirs überlebt und es hat uns geschmeckt.



Unser Stadtteil ist ein etwas traditionell geprägter Teil Tokyos, er liegt auch etwas außerhalb und ist relativ ruhig. Zum Thema traditionell: wir haben ein Zimmer im Hostel das etwa 3x2 Meter groß ist und unsere Schlafgelegenheit sind Futonbetten, aber nicht die Dinger die wir in Deutschland beim IKEA als Futonbetten kaufen sondern tatsächlich so eine Art dünne Matraze auf dem Fußboden und als Kopfkissen ein "Körnerkissen".
Nach der ersten Nacht kommen wir beide erstaunlich gut mit diesem "Bett" zurecht und haben am Morgen auf keine Rückenschmerzen, dafür hing der Kopf am ersten Morgen neben dem Körper, hat sich mittlerweile aber auch eingependelt.



Die nächsten Tage in Tokyo waren hauptsächlich Erkundungstage, die Stadt sehen, Parks besuchen, Schreine und Tempel ansehen und natürlich auch mal die schrillen, jüngeren Stadtteile - so auch Takeshi-Dori. Das ist eine Einkaufspassage mit vielen kleinen Läden an den Seiten, die vor allem junge Leute ansprechen sollen. Hier sind man schon den oder anderen sehr abgedrehten rumlaufenden Japaner an einem vorbeiflitzen und fragt sich manches mal, wie das zu so einem traditionellen Land passt, aber wie wir im Marco Polo auch schon lesen mussten: die ältere Generation hat Angst vor diesem schrillem Kram und bedenken, dass das Land dadurch den Bach runter geht.



Wir finden jedoch, dass es sehr toll ist, wie hier in Mitten der hohen Bürogebäude immer malwieder die alten, sehr gut gepflegten Tempel stehen oder auch tolle Parks in denen es teils so ruhig war, dass man die Flügelschläge der - hier weitaus größeren - Raben hören konnte.



Zu Japan gehört aber natürlich auch der absolut moderne Teil und so haben wir uns mal das Elektronik-Kaufhaus angesehen, das wohl zu den größten der Welt gehört mit etwa 11 Stockwerken nur randvoll mit Technik.



Natürlich haben wir auch mal den Eiffelturm Japans Tokyo Tower besichtigt. Allerdings sind wir nur auf eine Höhe von 150m gefahren, da das nächst höhere Level (auf 250m) extra kostete und man teils eine Wartezeit von 40 Minuten hatte. Vom Tokyo Tower aus hat man eine ganz gute Aussicht über die Stadt und kann mal die vielen vielen Bürogebäude sehen und zwischendurch immer malwieder einen Tempel.





Nach dem Tokyo Tower und einem Besuch des direkt daneben gelegenen Tempels gings weiter ins Hafenviertel Odaiba. Unser Plan war ursprünglich zu Fuß über die Rainbow Bridge aufs andere Ufergelände zu laufen, aber wir mussten dann doch mangels Überquerungsgelegenheit die Fähre nehmen und hatten von dort dann auch nochmal einen schönen Ausblick.





Wo wir gerade unerwegs waren haben wir auch noch einen kleinen Abstecher nach New York gemacht - es gab da gerade ein günstiges Angebot und dann haben wir uns mal eben noch die Freiheitsstatue im Original angesehen...



Zurück in Tokyo war auf dem anderen Ufergelände leider nicht so wirklich viel los, aber wir fanden noch eine der berühmten Spielhallen und ließen dort dann auch den oder anderen Yen um etwas zu spielen. In die Innenstadt fuhren wir nun mit der Straßenbahn statt der Fähre - Tokyo bei Nacht sieht, wie wohl die meisten Großstädte, weitaus schöner aus als tagsüber.



Heute ist dann leider schonwieder unser letzter Tag in Tokyo, morgen früh gehts weiter nach Hong Kong. Über Japan bzw. dessen Einwohner gibt es ja so einige Vorurteile, was wir schonmal bestätigen können:

- man schaut sich nicht oder nur selten direkt an
- die Japaner sind absolut höflich und ein direktes Nein bekommt man eigentlich nie zu hören
- in Japan wird das Püppchenimage bei Frauen stark gepflegt
- das japanische Fernsehen ist für uns null nachvollziehbar, besonders der Humor wirkt für uns sehr abgedreht
- die junge Generation ist hier sehr schrill angezogen und die ältere Generation bzw. die Geschäftsleute sind sehr gepflegt und achten stark auf ihr Äußeres
- in den Bahnen schlafen viele Leute für ein paar Minuten so lange sie fahren und nicken immerwieder weg
- man verbeugt sich sehr häufig, besonders interessant zu beobachten, wenn mal jemand einem versehentlich auf den Fuß tritt
- Aufpasser noch und nöcher bei beispielsweise Baustellen passen 2-3 Leute nur auf eine Ausfahrt auf

Was definitiv nicht stimmt ist beispielsweise, dass

- die Bahnen hier immer wahnsinnig voll sind, da haben wir in Mexico City schon extrem vollere Bahnen erlebt
- die Werbung hier schrill, bunt und auf die nerven gehend blitzend ist, können wir nicht bestätigen
- die Innenstadt großartig anders ist als in anderen Städten, mal abgesehen von japanischen Schriftzeichen sieht die Innenstadt ziemlich normal aus (abgesehen davon natürlich, dass hier immer malwieder ein Tempel mitten in der Stadt steht).

Insgesamt hat uns Tokyo sehr gut gefallen bisher und das wird sich heute sicherlich auch nicht mehr ändern. Wie immer sind wir hier sehr viel zu Fuß herumgelaufen und haben uns mittlerweile 8 von 17 Stadtteilen (inklusive dem was wir heut noch vor haben) angesehen - insgesamt gibt es inklusive der Inseln 24 Stadtteile. Ein richtiges Stadtzentrum von Tokyo gibt es nicht, es sind eher die unterschiedlich geprägten Stadtteile, die ihre eigenen kleinen Zentren haben.