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3D-Shopping

Vor einigen Jahren stand im Saturn in Hamburg so ein großes Gerät im Eingang, mit dem Leute von sich einen 3D-Scan machen lassen konnten und dann wurde eine kleine Figur von einem 3D-gedruckt nach diesem Scan. Zur selben Zeit arbeitete ich in einer E-Commerce-Agentur und es gab diverse Berichte, dass Online-Händler Schwierigkeiten mit massiven Retouren hatten, weil es Gang & Gäbe war, dass Leute sich Kleidungsstücke in mehreren Größen bestellten und dann einfach die nicht passenden Stücke wieder zurück schickten, was beim Shop zu erheblichen Kosten führte. Beim Anblick dieses 3D-Scanners im Saturn dachte ich, müsste man da doch etwas machen können. Das war irgendwann um 2014 oder 2015 herum.

Meine Idee war, dass Leute von sich einen 3D-Scan hätten und Online-Shops digitale Bemaßungen der Kleidungsstücke. Im Online-Shop könnten Kund*innen dann ein Rendering von sich mit den Kleidungsstücken sehen, es drehen, rein zoomen, verschiedene Perspektiven betrachten etc. und das System könnte auch Infos geben, wenn die Kleidungsmaße irgendwo nur sehr knapp passen würden oder besonders weit wären.

Menschen bringen sich ja auch immer wieder im Frühjahr in eine "Sommer-Figur" (jedenfalls scheint mir die Werbung uns das weiß machen zu wollen...) und dafür würde sich dann ein Sommer- und ein Winter-Scan anbieten.
Jedenfalls war die Idee des Ganzen einerseits eine Lösung für die (vermeidbaren) Retouren zu finden und auf der anderen Seite dem Online-Shopping eine Möglichkeit des "digitalen Anprobierens". Ich erzählte von der Idee damals einigen Leuten in der Agentur, aber mehr wurde daraus auch nicht. Allerdings hörte ich auch nie davon, dass andere die Idee hatten. Selbstverständlich war das nur mangelnde Information meinerseits (so exklusiv ist die Idee ja nun nicht) und vor kurzem kreuzten dann Berichte meinen Weg, dass H&M eine digitale Umkleidekabine entwickelt (u.A. um Retouren zu reduzieren!) und im selben Beitrag war eine Meldung aus 2019 verlinkt, dass das japanische Unternehmen Zozo in Europa und den USA sein Unterfangen aufgab, mit einem Zozo-Suit genannten Anzug für 3D-Scans Fuß zu fassen. In Japan hingegen scheint Zozo genau das zu machen: Passgenaue Kleidung anhand eines 3D-Avatars. Die Firma Zozo hat aber mit Nichten komplett aufgegeben, sie hat mittlerweile sogar einen Zozosuit 2 entwickelt.

Ich bin gespannt, wohin sich die Sache noch entwickelt. Ob es ein Nischenthema bleibt oder in zehn Jahren eine normale Sache ist, abgeschrieben scheint es jedenfalls noch nicht zu sein.

Titel-Foto von Tom Claes auf Unsplash