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24 Stunden Mallorca oder wie Dennis in Spanien aktenkundig wurde

Es war glaub ich während der Boogie Nights 2009 im November bei Miyagi in Hamburg (wieso hab ich darüber eigentlich nocht nichts geschrieben? Wird Zeit!). Schon vor ein paar Wochen hatten unsere Freunde Mark und Steffi verkündet, dass sie Anfang 2010 heiraten werden. Von uns ist zwar keiner der Trauzeuge, dennoch wollten wir mit Mark nochmal was machen, bevor er für immer verloren den Bund der Ehe eingeht.

Steffen preschte nun also mit der Idee nach vorne, dass wir doch einfach mit Mark wegfliegen, die Idee kam gut an und wir schauten was es so für Angebote gab. Zack - Ryanair bietet günstige Flüge an. Am einen Tag nach Mallorca und am nächsten Tag wieder zurück. Gebucht! (Dank an Hoa, der das Geld vorstreckte) Damit wir alle noch Zeit hatten sollte es vom 3. (Sonntag) auf den 4. (Montag) Januar gehen. Mark bekam die Info sich dort frei zu halten und wurde ansonsten im Dunkeln gelassen.

Planung

Das alles fand Anfang Dezember statt. Das einzige was wir hatten waren die Flugtickets, ansonsten gab es keinen Plan - war ja noch hin, wir hatten ja noch Zeit. Für die Details trafen wir uns dann wieder am Freitag, 1. Januar. Reicht ja. Ergebnis des Abends: Wir nehmen einen Koffer mit in den Getränke kommen, ansonsten durften wir nur Handgepäck dabei haben, mehr war bei unseren Tickets nicht dabei (auch den einen Koffer mussten wir extra bezahlen). Ins Handgepäck kommt Essen und ein kleiner Schlafsack oder eine Decke. Nur um schonmal verwirrten Gesichtern vorzubeugen: JA, wir hatten wirklich keine Schlafmöglichkeit eingeplant.
Unsere Forschungen ergaben, dass wohl auch auf Mallorca Sonntagabends nicht viel los sein würde. Zwischenzeitlich zogen wir nochmal in Erwägung zu einem Fußballspiel am Abend zu gehen, aber das war dann doch etwas zu teuer. Wir suchten also ein paar Bars heraus für den Abend und ein bisschen Kulturprogramm zum Anschauen für den Montag, unser Flug zurück ging nämlich erst gegen 19 Uhr. Soweit unsere Planung. Mit einem gewitzten Schachzug brachten wir nun noch Mark dazu (der in Hamburg wohnt), uns seine Anreisepläne zu verraten und überlegten uns, wie wir diese für unsere Zwecke umbiegen konnten.
Der Samstag wurde genutzt zum Einkaufen, Dennis' und mein Job. Vier Packungen Toastbrot, mehrere Packungen Käse und Wurst, eine Flasche Wodka und ein paar Flaschen Energy. Um auf Mallorca auch mobil Musik zu haben besorgte Miyagi aus Hamburg (er war Samstag nochmal an die Alsterstadt gefahren) einen Flüssigakku, zum Anschließen an Boxen und jemand von uns brachte einen MP3-Player mit.

Die Anreise

Wir (Lenne, Steffen, Hoa, Dennis und ich) fuhren von Marienhafe bzw. Norden aus mit dem Regional Express los, Ziel: Bremen. Bis auf den einen Trekking-Rucksack sahen wir nicht sonderlich nach "Reise" aus, jeder hatte einen dünnen Rucksack oder eine kleine Umhängetasche dabei. Die Zugfahrt war lustig, wir hatten viel Spaß und tranken schonmal ein erstes Bier.
Währenddessen in Hamburg: Miyagi hatte mit Mark abgemacht, dass er zu ihm in die Kaserne kommt und die beiden gemeinsam losfahren würden - Mark dachte noch er würde mit dem Auto fahren. Überzeugt von Miyagi, dass er kein Auto brauchen würde fuhren die beiden dann auch mit der Bahn, offizielles Ziel: Norden.
Wir kamen eine halbe Stunde vor Mark und Miyagi (der eigentlich Hoan heißt) an, schlossen noch Koffer weg (ein paar von uns wollten nach unserer Rückkehr direkt weiterreisen zu ihren Studienorten), suchten uns das richtige Gleis und fingen die zwei beim "Umsteigen" ab. Anschließend ging es erstmal zum Burger King was essen. Lustigerweise hatte Mark auf der Hintour (im Scherz?) zu Hoan gesagt, ob sie nicht ausreißen sollen und einfach nach Mallorca fliegen, in Deutschland wärs ja gerade so kalt.
Nach der Stärkung beim Burger-Dealer schlossen wir auch noch die Tasche des zukünftigen Bräutigams im Schließfach ein und schlugen noch etwas Zeit in der Innenstadt tot. Wie wir später erfuhren ahnte Mark auch noch nichts von unserem Plan, als wir in die Bahn mit Endstation "Flughafen" einstiegen.

Angekommen am Flughafen telefonierte Mark nochmal kurz mit seiner Zukünftigen.

Also ähm, ich steh' grad am Flughafen in Bremen und entweder die Jungs bluffen gut, oder naja - sie haben grad' einen Koffer aufgegeben.

Wir blufften natürlich nicht, gingen alle durch die Sicherheitskontrolle und dann freudig in den Flieger. Glücklicherweise dauerte der Flug nicht so lange, denn das Flugzeug war nicht gerade für Menschen von normaler oder großer Statur ausgelegt. (Btw: im Flieger werden rauchfreie Zigaretten verkauft, die die Abhängigen ziehen können? sic! Wer macht denn sowas?)

Der Abend

Angekommen auf Mallorca verhielten wir uns wie wir waren - planlos. Es sollte sich allerdings schon von Anfang an als nützlich erweisen, dass Steffen fließend Spanisch spricht. Wir nahmen also alle den Bus Richtung Innenstadt wo wir uns auf einem großen Platz mit vielen Menschen erstmal stärkten und unser Toastbrot auspackten. Sah bestimmt 'n bisschen komisch aus, aber egal. Da wir nicht wussten, ob man auf Mallorca (nicht am Ballermann!) in der Öffentlichkeit Alkohol trinken durfte, fragten wir einfach Polizisten, die dort rumstanden. Man durfte nicht, also machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum (Yacht-?)Hafen, setzen uns gemütlich auf den Boden, machten unsere Musik an, schenkten jedem einen ein und genossen es bei 15 Grad im Januar mit ein paar guten Freunden zusammen am Mittelmeer zu sitzen. Nach dem ersten tranken wir den zweiten und danach gabs noch einen.
Anschließend machten wir uns auf den Weg zu einer Bar, dort sollte noch ein DJ den Abend auflegen, aber die Kellnerin wusste noch nicht, ob der überhaupt noch kommt, Spanien halt... Er kam nicht. Der Laden füllte sich auch ansonsten nicht mehr sonderlich, wir dafür allerdings recht gut. Wir tranken zwei Runden Cocktails und dann gabs noch einen "Haus-Schnaps" hinterher.

Wir zogen weiter zu einem anderen Laden, der ein bisschen besser gefüllt war und tranken Mochitos. Für das Klischee konnten wir hier zwei Spanierinnen noch überreden ein Foto mit Mark zu machen, wo sie ihn beide auf die Wange küssen.

Der Abend schritt voran und wie befürchtet muss man sagen: auch auf Mallorca ist Sonntagabends im Januar nicht viel los. Die Straßen waren praktisch leergefegt und desto später die Stunde umso weniger Leute begegneten uns. Wir entschieden uns also mit unserer tragbaren Musik einfach tanzend durch die Innenstadt Palmas zu tingeln und das taten wir dann auch. Wir hatten einen Mords-Spaß, machten viele Fotos, tranken immer malwieder was, kauften bei einem Kiosk nochmal nach, aßen erneut Toastbrote und fanden uns schließlich am Strand bei einer Art Terrasse wieder.

Die Nacht oder "Renn' nie auf Straßen zu"

Es war mittlerweile Nacht und die ersten legten sich am Strand schlafen. Ein paar von uns waren allerdings noch etwas munterer und plauderten noch etwas. Dennis war jedoch sogar noch so munter, dass er in einen Club gehen wollte. Ich ließ' mich breitschlagen zu einem Deal:

Okay, wenn du auf der anderen Seite der großen Hauptstraße hier noch einen Club findest der auf hat komm' ich noch mit, ansonsten gehts pennen. Du hast drei Minuten.

Angespornt von der Möglichkeit noch "up Rutt" zu gehen sprintete Dennis los auf die Straße zu. Mit Blick auf den geringen Verkehr lief er noch ein Stück an der Straßenseite entlang um dann die erste Spur zu überqueren als plötzlich von links zwei Männer hinter ihm her rannten und irgendetwas riefen. Lenne und ich setzten uns auch in Bewegung, da sahen wir Dennis schon mit hochgehaltenen Armen stehen. Nein, keine "bösen Buben" waren das - die Polizei hielt Dennis auf. Leider stellten sie sich auch etwas dumm und meinten uns auf englisch nicht verstehen zu können und sprachen einfach unbeirrt auf Spanisch weiter auf uns ein. Wir weckten schnell Steffen, der das Sprechen übernahm und die Situation klärte. Die Polizisten hatten Dennis aufgehalten weil er - aufpassen - auf die Straße zu gerannt ist und das ja bei einer mehrspurigen Straße auch nicht ungefährlich ist. Im Prinzip haben sie Recht, aber nachts um 3 Uhr? Dennis Personalien wurden aufgenommen und Steffen übersetzte uns, dass wenn Dennis nochmal auffällig würde, er für drei Tage mal eingebuchtet würde. Laut Steffens Aussage schien es den Beamten damit auch nicht unerst zu sein, so interpretierte er jedenfalls ihre Tonart und Wortwahl.
Glücklicherweise war nichts weiter passiert. Die Polizei war wieder weg gefahren und wir legten uns nun alle am Strand schlafen.

Ein Montag in Spanien

Geweckt wurden wir von einem Regenschauer, den wir natürlich direkt mitbekamen, da wir ja nur in Decken oder Schlafsäcken gehüllt am Strand lagen. Nachdem wir uns etwas geordnet hatten (einige von uns sahen furchtbar aus ;)) machten wir uns auf Frühstücken - die Frühstückskultur in Spanien scheint nicht sonderlich ausgeprägt zu sein. Den Tag verbrachten wir damit durch Palma zu ziehen und uns die Stadt ein wenig an zu sehen. Dennis hatte noch etwas mit Übelsein zu kämpfen, da er eine Paracetamol in der Nacht mit Wodka-E runtergespült hatte - nunja, das macht er nicht wieder... Außerdem war er noch etwas von der Furcht gebeutelt wieder mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen und Mallorca länger erhalten zu bleiben, weshalb er keine ansatzweise rote Ampel überquerte - ein herrlicher Spaß für uns. Mittlerweile lacht auch er natürlich über die ganze Geschichte. :)
Schön war auch die Suche nach einem Restaurant. Einerseits wollten wir selbstverständlich etwas essen gehen, andererseits wurde bei einigen von uns der Ruf der Natur immer lauter. So kam es, dass wir in ein Restaurant hinein stiefelten, der Wirt schon mit erfreutem Gesichtsausdruck ob der erwarteten klingelnden Kasse kurz darauf die Mundwinkel wieder synchron zu denen unserer verehrten Bundeskanzlerin hielt, als er unsere Frage nach benutzbaren Toiletten verneinen und uns wieder abdampfen sehen musste. Wir fanden dann allerdings doch noch eine Pizzeria mit der erhofften Keramik und alle kamen zu ihrem Frieden. Ich aß übrigens zum ersten Mal eine Pizza Calzone und musste lernen, dass es anscheinend üblich ist ein gekochtes Ei mit hinein zu legen. Danach wusste ich, weshalb ich bis dato nie eine Calzone gegessen habe - ganzes Ei auf Pizza? Muss nicht sein.
Wo wir schonmal auf "Malle" waren nutzten wir die Zeit und fuhren mit dem Bus zum Ballermann - natürlich war auch hier nichts los. Aber es war ansatzweise warm und so legten wir uns als Einzige an den Strand und genossen das Wetter ein wenig. Lenne konnte es sich nicht nehmen lassen und ging auch kurz im Mittelmeer baden - gar nicht sooo warm, konnt' man sich ja denken.

Die Rücktour

Der Flug waren zeitlich nicht unbedingt der günstigste, denn wir flogen erst am Spätnachmittag/frühen Abend wieder nach Bremen, also begaben wir uns schonmal wieder etwas früher zum Flughafen und schlugen dort noch etwas Zeit tot. Wir klärten unser Gepäck ab und machten die Abrechnung bereits grob fertig. Hoan bekam noch etwas Probleme wegen des Flüssigakkus, er entschied sich ihn dort zu lassen und auf die Frage wohin er ihn entsorgen soll, zeigten ihm die Angestellten die Bio-Tonne. (WTF?)
Wie dem auch sei, die Rücktour verlief weiter problemlos. Im kalten Deutschland angekommen trennten sich unsere Wege am Bremer Bahnhof. Hoa und ich fuhren noch weiter bis Oldenburg (noch weiter gings nicht mehr) und übernachteten bei Derk um dann am nächsten Morgen weiter nach Norden zu fahren.