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Gleiches Recht für alle, also auch Roman Polanski

Gestern gab es auf zahlreichen Medien zu hören, lesen und sehen, dass Roman Polanski von der Schweiz nicht an die USA ausgeliefert werde, sein Hausaurrest aufgehoben und er somit ab jetzt wieder ein freier Mann sei. Viele werden diesen Umstand begrüßen, ist Polanski doch ein bekannter, hoch angesehener Regisseur, seit vielen Jahren verheiratet und Vater zweier Kinder.

Nun, Polanski wurde 1977 in den USA angeklagt eine 13jährige vergewaltigt und sie zuvor mit Betäubungsmitteln "gefügig" gemacht zu haben. Um das Mädchen zu schützen wurde eine Vereinbahrung getroffen, dass sie nicht öffentlich aussagen muss, aber die Anklage auf "außerehelichen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen" eingedampft wurde. Alle stimmten zu und Polanski bekannte sich sogar schuldig in dieser Angelegenheit. Eine psychische Beurteilung war angewiesen, weshalb er 90 Tage ins Gefängnis sollte, aber nach 42 bereits wieder draußen war. Die Empfehlung war eine Bewährungsstrafe.
Dann zeichnete sich jedoch ab, dass der Richter die Empfehlung wirklich nur als solche ansah und ein härteres Urteil verhängen wollte, Resultat: Polanski floh aus den USA und kam nie wieder dorthin zurück. In Zukunft achtete er darauf nur in Ländern zu sein, von wo er nicht ausgeliefert werden könnte.

Letzten Herbst wurde er allerdings doch in der Schweiz festgenommen, nachdem die USA einen Auslieferungsantrag gestellt hatten. Der Gefängnisaufenthalt wurde dann irgendwann in einen Hausarrest umgewandelt und nun eben komplett aufgehoben und der Regisseur nicht ausgeliefert.

2008 war der Fall bereits einmal erneut aufgenommen worden, es gab Diskussionen ob der Richter gegenüber Polanski befangen sei etc., jedoch kam es damals zu keinem Ergebnis, da Polanski hätte in die USA reisen müssen und dort wohl berechtigt befürchtete sofort festgenommen zu werden.

Vorverurteilungen mag ich ja nicht besonders und man sollte auch versuchen sich in die Lage von Personen hinein zu versetzen. Ihre Umstände berücksichtigen, die derzeitige Situation der Welt, also den gesamten Kontext. Polanski hatte es als 1933 geborener jüdischer Pole sicherlich nicht einfach. Viele Umzüge mit der Familie, im Krieg im Ghetto gelebt, anschließend im KZ und mit 10 Jahren die Flucht aus selbigem. Später als erwachsener Mann bringt die Manson Family 1969 seine schwangere Frau Sharon Tate in ihrem Zuhause in den USA um.

Polanski hat also sicherlich alles andere als ein einfaches Leben gehabt damals. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die Erfahrungen des KZ eine drohende Inhaftierung ihn 1977 dazu bewogen haben trotz seines eherlichen Geständnisses die Flucht zu ergreifen, als sich abzeichnete, dass die 42 Tage psychische Untersuchung im Gefängnis noch nicht alles gewesen sein sollten.

Dennoch sollten für alle die selben Regeln gelten und so finde ich muss sich auch ein Roman Polanski vor einem Gericht verantworten, wenn es zur Debatte steht, ob er ein Mädchen vergewaltigt hat, auch wenn diese Tat mittlerweile über 30 Jahre zurück liegt. An dieser Stelle muss man sich auch mal fragen, weshalb ihm eigentlich trotz dieser Vorwürfe so viele Unterstützter beistehen. Bei jedem anderen Max Mustermann wäre die Vorverurteilung der Öffentlichkeit schon mit der Anklage durch gewesen (selbstverständlich ebenso wenig ein gute Sache...), egal was bei einem Verfahren am Ende rausgekommen wäre. Jedoch bei einer geachteten, bekannten Persönlichkeit läuft das Spielchen anders.

Auch wenn Herr Polanski der Film-Welt sicherlich einen guten Dienst getan hat, hat auch er sich dem Gericht zu stellen und seine Sichtweise zu der Anklage darzulegen, wenn er im Verdacht steht einen Menschen vergewaltigt zu haben. Also bitte!